Kraftmeierei im Bierzelt: Rösler will’s probieren
BERLIN/MÜNCHEN - Verbaler Schlagabtausch: Der FDP-Minister tritt auf dem Gillamoos im Minizelt gegen Söder in der Bierburg an. Füllen Bayerns Hausärzte das Weinzelt mit ihrem Protest gegen den Gesundheitsminister?
Ob Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (36) weiß, auf was er sich da eingelassen hat? Denn bei seinen Besuchen in Bayern entpuppte sich der FDP-Mann bisher immer als blauäugig. Am Montag tritt er an zur großen Polit-Kraftmeierei auf dem Gillamoos in Abensberg.
Dort muss er sich einen verbalen Schlagabtausch liefern mit seinem bayerischen Amtskollegen Markus Söder (43). Der ist der Platzhirsch auf dem größten Stammtisch Niederbayerns und redet im Hofbräuzelt, in das sich 5000 Zuhörer drängen können. Rösler muss im kleinen Weinzelt mit 250 Plätzen dagegenhalten. Aber jeder fängt eben mal klein an.
Schon im vergangenen Jahr konnte die FDP die Plätze nicht füllen. Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil lockte gerade ein paar Dutzend Interessierte. Aber vielleicht füllen ja Bayerns Hausärzte diesmal die Reihen mit ihrem Protest gegen Rösler?
Auf dem Gillamoos wagt sich der Bundesminister direkt in die Höhle des Löwen. Hausärztechef Wolfgang Hoppenthaller hat seine Praxis in Siegenburg – nur ein paar Kilometer entfernt. Der aber will Rösler auf dem Gillamoos lieber ignorieren statt protestieren. „Ich geh’ zu Söder“, sagt der Ärztechef. Für seine praktizierenden Kollegen gibt’s einen weiteren Grund. Hoppenthaller: „Am Montag schließt keiner gerne seine Praxis. Das ist der stärkste Tag.“
Aber auch für Söder wird’s nicht leicht. Letztes Jahr hat Karl-Theodor zu Guttenberg die Messlatte hochgelegt und sich im Hofbräuzelt wie ein Superstar feiern lassen.
Dass es in Bayern für ihn an die Schmerzgrenze geht, hat Rösler schon erfahren müssen. Beim Showdown mit Horst Seehofer in der Staatskanzlei im Juni. Da hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel den Jüngling zu dem alten Haudegen nach München geschickt. Nach dem Vier-Augen-Gespräch konnte Rösler sein Gesundheitskonzept im Papierkorb versenken.
Viel gelernt hat er nicht. Seinen neuen Vorschlag muss Rösler mit den CSU-Experten Johannes Singhammer und Max Straubinger absprechen. Das wollte er mitten im August. Da war der eine in Kroatien, der andere in Namibia. „Andere Termine gibt’s nicht“, mandelte sich Rösler auf.
Der Dritte im Gillamoos-Ring kann sich freuen, wenn’s in der Koalition kracht. Im Jungbräu (2500 Plätze) lässt SPD-Chef Sigmar Gabriel die Muskeln spielen. Einer aber stiehlt den Polit-Gladiatoren inzwischen eh die Show: der „Ministerpräsident“! Im Ottenbräu, wo früher die Grünen waren, treten inzwischen Stoiber, Beckstein und Seehofer auf – in einer Polit-Parodie von Wolfgang Krebs, ihrem Double. Angela Böhm