Konflikt um Dalai Lama: Chinas Polizei schießt auf Tibeter
Peking - Bei Feiern zum Geburtstag des Dalai Lamas haben chinesische Sicherheitskräfte auf Tibeter geschossen und mindestens acht von ihnen schwer verletzt.
Wie exiltibetische Organisationen und der US-Sender Radio Free Asia (RFA) am Dienstag berichteten, befinden sich zwei Opfer mit Kopfschüssen in Lebensgefahr. Rund 20 Tibeter seien bei dem gewaltsamen Vorgehen der Polizei festgenommen worden.
Die Sicherheitskräfte hätten am Samstag im Kreis Daofu in der Präfektur Ganzi (Provinz Sichuan) das Feuer eröffnet, um eine Menge von rund 1000 Tibetern aufzulösen. Die Gläubigen wollten den 78. Geburtstag des religiösen Oberhauptes der Tibeter an einem heiligen Berghang mit Gebeten und Opfergaben vor seinem Porträt begehen. Chinas Behörden betrachten den Dalai Lama als "Separatisten" und verbieten jede Ehrerbietung für den Religionsführer.
Das harte Vorgehen der chinesischen Sicherheitskräfte enttäuscht Hoffnungen, dass Chinas neue kommunistische Führung vielleicht eine zurückhaltendere Politik gegenüber den Tibetern verfolgen könnte. Anlass waren unbestätigte Berichte über Diskussionen in Tibet, dass sein Foto oder religiöse Verehrungen wieder erlaubt werden könnten. Die Regierung in Peking dementierte die Angaben aber sofort und betonte, das Verbot seines Porträts sei weiter in Kraft.
Die Polizisten hätten auch Tränengas eingesetzt, Tibeter verprügelt, mit Steinen geworfen und Scheiben von Fahrzeugen zertrümmert, berichtete Radio Free Asia. Mönche und Nonnen aus den Klöstern Tawu Nyitso und Gedhen Choeling seien in einem Konvoi zu dem Machen Pomra genannten Berghang gefahren. Örtliche Tibeter hätten sich angeschlossen, doch seien plötzlich mehrere Hundertschaften mit Polizisten aufmarschiert und hätten sie umzingelt.
Einer der Mönche habe versucht, die Polizeisperren mit dem Auto zu durchbrechen, berichtete die exiltibetische Webseite Phayul. Die Polizei habe das Feuer eröffnet. Der Mönch sei der jüngere Bruder einer Nonne, die sich im November 2011 aus Protest gegen die chinesische Herrschaft über die Tibeter selbst verbrannt habe. Er sei durch Schüsse auch schwer verletzt worden. In anderen Berichten hieß es, die Polizei habe "ohne Vorwarnung" das Feuer eröffnet.
Auch an anderen Orten hätten sich trotz einschüchternder Präsenz bewaffneter chinesischer Sicherheitskräfte viele Tibeter versammelt, um den Geburtstag des Dalai Lamas zu begehen, berichtete die Organisation International Campaign for Tibet (ICT). "Diese Versammlungen zeigen deutlich die Entschlossenheit der Tibeterinnen und Tibeter, ihre Religion zu praktizieren, und sind darüber hinaus ein Beleg für die Bedeutung des Dalai Lamas in ihrem Leben."
Nach dem gewaltsamen Vorgehen der Sicherheitskräfte stellte ICT fest, es sei "keine Änderung der harten Linie" der chinesischen Regierung abzusehen. Die Lage in den tibetischen Gebieten wurde als sehr angespannt beschrieben.
- Themen:
- Dalai Lama
- Polizei