Kommentar: Die große GroKo-Tristesse

Berlin - Der alte SPD-Haudegen Rudolf Dreßler hat recht: Wer allen Ernstes behauptet, die SPD sei noch Volkspartei, „hat den Schuss nicht gehört“. Die Partei kämpft gegen ihre völlige Marginalisierung. Auch bei der CDU kommt einem der Begriff Volkspartei nur noch schwer über die Lippen. Ihre Erosion ist dramatisch. Viele Bürger haben die schwarz-rote GroKo-Tristesse satt.
Profiteure sind auch die Grünen, die sich ein frischeres Image gegeben haben. Vor allem aber tauschten sie ihre Führungsspitze aus. Zupackend und modern kommen Annalena Baerbock und Robert Habeck daher, keine Spur mehr vom alten Flügelgezänk.
Dagegen: Bundeskanzlerin Angela Merkel, Horst Seehofer, Andrea Nahles. Bei ihnen hat man das Gefühl, man wird sie nie mehr los. Die Abwahl von Fraktionschef Volker Kauder und die Sticheleien des CDU-Grandseigneurs Wolfgang Schäuble müssten Merkel doch zu denken geben. Sie sollte sich gut überlegen, ob sie den Parteivorsitz noch mal beansprucht. Für die SPD geht es um viel mehr. Lässt sie sich in der GroKo weiter an die Wand drücken, wird sie bald in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.