Koalitionsvertrag steht: So sieht die neue Ampel-Regierung aus

Ein Rekordtempo haben SPD, Grüne und FDP nicht gerade hingelegt. Aber ihr Ziel, dass die erste bundesweite Ampel-Koalition bis Weihnachten stehen soll, scheinen sie zu erreichen.
AZ/dpa |
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Christian Lindner (FDP, v.l.n.r.), Olaf Scholz (SPD), Annalena Baerbock und Robert Habeck (beide Bündnis 90/Die Grünen).
Christian Lindner (FDP, v.l.n.r.), Olaf Scholz (SPD), Annalena Baerbock und Robert Habeck (beide Bündnis 90/Die Grünen). © Kay Nietfeld/dpa

Berlin - Zwei Monate nach der Bundestagswahl sind die Verhandlungen von SPD, Grünen und FDP über die Bildung einer Ampel-Regierung abgeschlossen. Auf einer Pressekonferenz stellten die zukünftigen Regierungspartner ihren Koalitionsvertrag unter dem Titel "Mehr Fortschritt wagen" vor.

Auch über die Verteilung der Ressorts haben sich SPD, Grüne und FDP nach dpa-Informationen bereits verständigt. Die SPD soll demnach zusätzlich zu Bundeskanzler Olaf Scholz sechs Ministerien bekommen, die Grünen fünf und die FDP vier.

FPD bekommt Finanzministerium, Grüne das Außenministerium

Nach Angaben aus Parteikreisen geht an die Grünen ein neu geschaffenes Wirtschafts- und Klimaministerium, das Außenministerium sowie die Ressorts Umwelt/Verbraucher, Agrar/Ernährung und Familie.

Die FDP bekommt demnach das Finanz-, Verkehrs-, Bildungs- und Justizministerium.

DieSPD übernimmt das Innen- und das Verteidigungsministerium, ein neu geschaffenes Bauministerium, sowie die Ressorts Gesundheit, Arbeit und Soziales sowie wirtschaftliche Zusammenarbeit. Auch den Kanzleramtsminister soll die SPD stellen.

Olaf Scholz (SPD) löst Angela Merkel ab

Nach dem Zeitplan der drei Parteien soll der bisherige Finanzminister Olaf Scholz (SPD) in der Woche ab dem 6. Dezember im Bundestag zum Kanzler gewählt werden. Damit endet nach 16 Jahren die Ära von Angela Merkel (CDU), die bei der Bundestagswahl am 26. September nicht wieder kandidiert hatte. Die Kanzlerin und ihre Ministerinnen und Minister von Union und SPD trafen sich am Mittwoch zu ihrer möglicherweise letzten Kabinettssitzung. Merkel erhielt von Scholz einen Blumenstrauß. Anschließend versammelte sich das Kabinett zu einem Gruppenfoto auf einer Treppe im Kanzleramt.

Die Koalitionsverhandlungen hatten am 21. Oktober begonnen, nachdem die drei Ampel-Parteien zuvor in Sondierungen den Grundstein dafür gelegt hatten. Geführt wurden sie in einer Hauptverhandlungsrunde aus zuletzt je sieben hochrangigen Vertretern jeder Partei sowie in 22 Arbeitsgruppen. In diesen handelten die Fachpolitiker der Parteien die Details des Koalitionsvertrags aus.

Parteien müssen Koalitionsvertrag noch absegnen

Ein Koalitionsvertrag muss bei SPD und FDP jeweils durch Parteitage und bei den Grünen in einer Mitgliederbefragung gebilligt werden. Die rund 125.000 Grünen-Mitglieder sollen nach Parteiangaben ab diesem Donnerstag in einer digitalen Urabstimmung über den Vertrag befinden. Auch über das Personaltableau der Grünen, also etwa die Besetzung von Ministerämtern, sollen sie entscheiden – "zum ersten Mal in unserer Parteigeschichte", wie Bundesgeschäftsführer Michael Kellner der Deutschen Presse-Agentur sagte.

"Jedes Mitglied kann mitbestimmen, ob Bündnis90/Die Grünen als Teil der ersten Ampelregierung im Bund erstmals seit 2005 wieder in eine Bundesregierung eintritt und ob es mit dieser Regierung einen Aufbruch beim Klimaschutz und dem sozialen Zusammenhalt in diesem Land gibt", sagte Kellner.

Wohl mit Rücksicht auf die Wahlversprechen der FDP wurde vereinbart, dass keine neuen Substanzsteuern eingeführt und Steuern wie die Einkommen-, Unternehmens- oder Mehrwertsteuer nicht erhöht würden. Im ersten Jahr einer Ampel-Koalition soll der gesetzliche Mindestlohn auf zwölf Euro pro Stunde erhöht werden. Dies war ein zentrales Wahlversprechen der SPD. Das Wahlalter für Bundestags- und Europawahlen soll von 18 auf 16 Jahre gesenkt werden.

Klimaschutz und Finanzen im Mittelpunkt

Zur Einhaltung der Klimaschutzziele wurde in dem Papier auch festgelegt, den Ausstieg aus der Kohleverstromung zu beschleunigen und möglichst auf 2030 vorzuziehen. Bisher ist der Kohleausstieg bis spätestens 2038 geplant. Ein generelles Tempolimit auf Autobahnen, wie von den Grünen gefordert, soll nicht kommen. Zum Thema Migration wurde vereinbart, Asylverfahren, die Verfahren zur Familienzusammenführung und die Rückführungen zu beschleunigen. Es sollen legale Zugangswege nach Deutschland geschaffen werden.

Nach dem üblichen Rhythmus von Bundestagswochen käme das Plenum in der Nikolauswoche erstmals am 8. Dezember zusammen. Sollte dann die Kanzlerwahl stattfinden, wären seit der Bundestagswahl 73 Tage vergangenen. Zum Vergleich: Nach der Wahl 2017 dauerte die Regierungsbildung 171 Tage - so lange wie nie zuvor. Vier Jahre vorher waren es 86 Tage gewesen. Dagegen kam die erste und die zweite rot-grüne Bundesregierung von Kanzler Gerhard Schröder (SPD) 1998 und 2002 jeweils in nur 30 Tagen zustande.

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32 Kommentare
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  • SL am 24.11.2021 22:06 Uhr / Bewertung:

    Ist eigentlich schon sicher ob Lauterbach Gesundheitsminister wird? Und Hofreiter Verkehrsminister? Auf diese beiden Experten ruht meine ganze Hoffnung.

  • KeineMachtDenGrünenDilettanten am 25.11.2021 16:30 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von SL

    Toni wäre auf jeden Fall eine unterhaltende Bereicherung. Der Pöbler aus der ersten Reihe. Was hat der im Bundestag nicht von vorne Gas gegeben-herrlich. Wie oft der verwarnt wurde. Jetzt macht es leider Cem, schade.

  • KeineMachtDenGrünenDilettanten am 24.11.2021 20:17 Uhr / Bewertung:

    Für mich, soweit ich mich mit den 177 Seiten beschäftigt habe, nicht so apokalyptisch wie vor der Wahl beschrieben. Wenn die jetzt noch kapiert haben, dass die Energiepreise nicht weiter steigen dürfen ist es ok, sonst sind es die kürzesten 4 Jahre Regierung in Deutschland. Leni als Aussenministerin ist ein Schlag ins Gesicht für alle qualifizierten Arbeitskräfte Deutschlands. Ohne jede Erfahrung, Qualifikation und Durchsetzungsvermögen den zweit wichtigsten Posten in der Regierung zu bekommen. Das wird eine einzige Blamage für Deutschland. Als Antrittsbesuch gleich mal ein Runde zu Putin, Lukaschenko, Orban, Johnson und über Macron nach Hause. Deutschland macht sich lächerlich und sie kapiert nichts. Die werden die nicht für voll nehmen, die kann ncht mal Englisch.

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