Knappe Mehrheit: Tadic gewinnt in Serbien

Bei der Stichwahl um das Amt des serbischen Präsidenten hat sich der Amtsinhaber gegen seinen Herausforderer Nikolic durchgesetzt. Für Regierungschef Kostunica, Tadics Intimfeind, beginnen schwere Zeiten.
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Der serbische Präsident Boris Tadic bei der Stimmabgabe
dpa Der serbische Präsident Boris Tadic bei der Stimmabgabe

Bei der Stichwahl um das Amt des serbischen Präsidenten hat sich der Amtsinhaber gegen seinen Herausforderer Nikolic durchgesetzt. Für Regierungschef Kostunica, Tadics Intimfeind, beginnen schwere Zeiten.

Amtsinhaber Boris Tadic hat die Präsidentenwahlen in Serbien gewonnen. Der pro-westliche Politiker erreichte in der Stichwahl 50,6 Prozent. Das berichtete die staatliche Wahlkommission nach Auszählung von 85 Prozent der Stimmen am späten Sonntagabend in Belgrad. Herausforderer Tomislav Nikolic kam demnach auf 47,7 Prozent der Stimmen und erkannte seine Niederlage an. «Ich gratuliere dem Gewinner», sagte er sichtlich enttäuscht vor Anhängern. Er kündigte jedoch «große politische Kämpfe» an. Die Wahlbeteiligung erreichte mit 67,6 Prozent einen Rekord seit der demokratischen Wende vor acht Jahren.

«Wir haben alle gemeinsam gewonnen», sagte Tadic in der Zentrale seiner Partei. «Wir haben gezeigt, welches demokratisches Potenzial Serbien besitzt». Der 50-Jährige hatte im Wahlkampf die Bürger aufgerufen, sich für oder gegen Europa zu entscheiden. «Die europäische Vision» wurde am Leben erhalten, sagte er nach dem Wahlsieg. Da das Land aber vor großen Problemen stehe, «ist jetzt keine Zeit zum Feiern». Dennoch zog Tadic, begleitet von seiner Familie, mit tausenden Anhängern ins Zentrum von Belgrad. Jubelnde Anhänger veranstalteten Autokorsos und zogen mit Fahnen durch die Fußgängerzone. Die Partei zündete in der Innenstadt ein großes Feuerwerk.

EU gratuliert zur Wiederwahl

Die EU hat Tadic zur Wiederwahl gratuliert. Zugleich begrüßte die slowenische EU-Ratspräsidentschaft in einer Erklärung am Sonntagabend die Entscheidung der Wähler, die eine «Unterstützung für den demokratischen und europäischen Kurs ihres Landes» erkennen lasse. Serbien spiele eine «entscheidende Rolle auf dem westlichen Balkan» und die Menschen in Serbien seien «Teil der europäischen Familie», hieß es. Der liberal eingestellte Tadic will sein Land in die EU und die NATO führen. Der extreme Nationalist Nikolic (55) strebt dagegen die Abkehr von Europa und ein enges Bündnis mit Russland an. «Serbien wählt heute sein Schicksal», hatte die Belgrader Zeitung «Blic» getitelt. Die USA und die EU stehen offen auf der Seite von Tadic. Brüssel will nach einem Tadic-Sieg schon am kommenden Donnerstag ein Abkommen unterschreiben, in dem Serbien Erleichterungen im Umgang mit der EU eingeräumt werden. Viele EU-Länder sehen diesen Vertrag als Anreiz und «Belohnung» für das sogenannte demokratische Lager in Serbien.

Kostunica gilt als größter Verlierer der Wahl

Neben Nikolic sei Regierungschef Vojislav Kostunica der größte Wahlverlierer, analysierten die heimischen Politikexperten die Auswirkungen der Stichwahl. Da Kostunica den Sieg seines politischen Intimfeindes Tadic nicht verhindern konnte, wäre ein Rücktritt ehrenwert, sagte der frühere Außenminister Goran Svilanovic. Sollte er sich weigern, werde die durch den Sieg gestärkte Tadic-Partei als Koalitionspartner bei jeder Regierungskrise mit Neuwahlen drohen, beschrieben andere Kommentare mögliche Folgen des Tadic-Sieges. Mit dem Wahlsieg von Tadic kann die EU auch hoffen, dass die geplante Selbstständigkeit der abtrünnigen südserbischen Provinz Kosovo ohne größere Probleme über die Bühne geht. Zwar lehnt auch Tadic die Abtrennung der fast nur noch von Albanern bewohnten Provinz ab, doch hatte er versprochen, mit ausschließlich diplomatischen Mitteln dagegen vorgehen zu wollen. (nz/dpa)

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