Klimarat warnt vor unbewohnbaren Küsten und Inseln

Das ewige Eis oder der Ozean - für viele ist das weit weg. Doch wenn sich die Erde erwärmt, schmelzen die Eisschilde von Grönland und der Antarktis und lassen den Meeresspiegel steigen. Das hat erhebliche Konsequenzen. Experten sind alarmiert.
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Die ostfriesische Insel Langeoog im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Durch den raschen Anstieg des Meeresspiegels könnten Küstenstreifen und Inseln bald unbewohnbar werden.
Ingo Wagner/dpa 13 Die ostfriesische Insel Langeoog im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Durch den raschen Anstieg des Meeresspiegels könnten Küstenstreifen und Inseln bald unbewohnbar werden.
Kinder spielen auf einem vom Meerwasser überfluteten Platz in Funafuti, der Hauptstadt des pazifischen Inselstaats Tuvalu.
Kyodo/Archiv/dpa 13 Kinder spielen auf einem vom Meerwasser überfluteten Platz in Funafuti, der Hauptstadt des pazifischen Inselstaats Tuvalu.
Auf dem Arktischen Ozean am Nordpol schwimmen Eisplatten. Das Eis schmilzt und der Meeresspiegel steigt. Die Erderwärmung hat massive Auswirkungen auf Eismassen und Ozeane.
Ulf Mauder/dpa 13 Auf dem Arktischen Ozean am Nordpol schwimmen Eisplatten. Das Eis schmilzt und der Meeresspiegel steigt. Die Erderwärmung hat massive Auswirkungen auf Eismassen und Ozeane.
Ein Eisberg, der vom Forschungsschiff "Xue Long" aus fotografiert wurde, im Südpolarmeer.
Liu Shiping/XinHua/dpa 13 Ein Eisberg, der vom Forschungsschiff "Xue Long" aus fotografiert wurde, im Südpolarmeer.
Ein Schiff mit Sand zur Erhöhung der Warften wird am Anleger der Hallig Hooge entladen.
Carsten Rehder/dpa 13 Ein Schiff mit Sand zur Erhöhung der Warften wird am Anleger der Hallig Hooge entladen.
Wie lange hält das Eis noch? Ein Eisbär in der Meerenge Victoria Strait im nördlichen Kanada.
David Goldman/dpa 13 Wie lange hält das Eis noch? Ein Eisbär in der Meerenge Victoria Strait im nördlichen Kanada.
Das deutsche Forschungsschiff "Polarstern" in der Antarktis.
Stephan Schoen/Alfred-Wegener-Institut, AWI/dpa 13 Das deutsche Forschungsschiff "Polarstern" in der Antarktis.
Der 700 Jahre alte isländische Gletscher Okjökull gilt formell nicht mehr als solcher. Mit nur noch 15 Metern Eisdicke ist er zu leicht geworden, um sich vorwärts zu schieben.
Felipe Dana/AP/dpa 13 Der 700 Jahre alte isländische Gletscher Okjökull gilt formell nicht mehr als solcher. Mit nur noch 15 Metern Eisdicke ist er zu leicht geworden, um sich vorwärts zu schieben.
Links: Luftaufnahme des damals noch existierenden Okjökull-Gletschers aus dem Jahr 1986. Rechts: Vom geschrumpften Gletscher ist im August 2019 nur ein kleiner Fleck aus Eis übrig.
AP/dpa 13 Links: Luftaufnahme des damals noch existierenden Okjökull-Gletschers aus dem Jahr 1986. Rechts: Vom geschrumpften Gletscher ist im August 2019 nur ein kleiner Fleck aus Eis übrig.
Ein Eisberg treibt in der kanadischen Arktis im Meer. Archivbild: Kay Nietfeld
Kay Nietfeld/dpa 13 Ein Eisberg treibt in der kanadischen Arktis im Meer. Archivbild: Kay Nietfeld
Hilfeschrei: Mohamed Nasheed, Staatsoberhaupt der Malediven, im Jahr 2009 bei der weltweit ersten Unterwasser-Kabinettssitzung einer Regierung.
epa/dpa 13 Hilfeschrei: Mohamed Nasheed, Staatsoberhaupt der Malediven, im Jahr 2009 bei der weltweit ersten Unterwasser-Kabinettssitzung einer Regierung.
Auf dem Forschungsschiff "Polarstern" lassen sich Wissenschaftler ein Jahr lang im Packeis der zentralen Arktis einfrieren, um neue Erkenntnisse über das Klima zu erlangen.
Mohssen Assanimoghaddam/dpa 13 Auf dem Forschungsschiff "Polarstern" lassen sich Wissenschaftler ein Jahr lang im Packeis der zentralen Arktis einfrieren, um neue Erkenntnisse über das Klima zu erlangen.
Ein Eisbär steht im Nordpolarmeer auf einer Eisscholle. Die von Meereis bedeckte Fläche in der Arktis wird immer kleiner.
Ulf Mauder/dpa 13 Ein Eisbär steht im Nordpolarmeer auf einer Eisscholle. Die von Meereis bedeckte Fläche in der Arktis wird immer kleiner.

Monaco - Der Meeresspiegel steigt doppelt so schnell wie im vergangenen Jahrhundert, ganze Küstenstreifen könnten unbewohnbar werden und Wetterkatastrophen werden extremer.

Mit diesen Aussagen hat der Weltklimarat IPCC der Politik in seinem am Mittwoch in Monaco vorgestellten Report zur Eisschmelze und den Ozeanen ein verheerendes Zeugnis ausgestellt. Er zeichnet darin eine düstere Zukunft, wenn nicht schnell etwas unternommen wird.

Die Welt müsse die Emission der Treibhausgase unverzüglich drastisch reduzieren, mahnte der Vorsitzende des Weltklimarates, Hoesung Lee. Das sei die Botschaft der Wissenschaft an die Politik.

Das Papier zeigt auf, dass die menschengemachte Erderwärmung Meere und Eismassen auf unserem Planeten massiv schädigt und dass dies unwiderrufliche Folgen mit sich bringt. So könnten Küstenstreifen und Inseln unbewohnbar werden.

Eine besondere Gefahr könne die beschleunigte Eisschmelze in der Antarktis werden, falls das Eis einmal irreversibel instabil werde. Das könnte den Meeresspiegel innerhalb von Jahrhunderten um mehrere Meter steigen lassen. Es sei noch unsicher, ob und wann dies beginne.

Gleichzeitig würden durch die Veränderungen im Ozean extreme Wetterereignisse wie Stürme und Hochwasser häufiger und stärker, sagte die Co-Vorsitzende des Klimarats, Valérie Masson-Delmotte. "Menschen, die diesen Veränderungen am meisten ausgesetzt und am verletzlichsten sind, sind oft diejenigen, die am wenigsten reagieren können", so die Expertin.

Der Bericht zeigt außerdem auf, dass die durchschnittliche Stärke von Wirbelstürmen zunimmt. Viele Küsten-Megastädte und kleine Inseln müssen mit extremen Wetterereignissen rechnen, die eigentlich nur einmal im Jahrhundert auftreten. Bis 2050 können diese in vielen Regionen sogar einmal jährlich stattfinden.

Nur eine starke Reduzierung der Treibhausgase, der Schutz der Ökosysteme und der bedachte Umgang mit den natürlichen Ressourcen können eine dramatische Entwicklung eindämmen, so die Experten. "Was wir sehen, ist, dass der vom Menschen verursachte Klimawandel einen großen Einfluss auf die Systeme hat, von denen wir abhängig sind", sagte Debra Roberts, ebenfalls Co-Vorsitzende des Rates. Sie betonte die "Dringlichkeit rechtzeitiger, ehrgeiziger und koordinierter Maßnahmen".

In manchen Regionen wie den Tropeninseln und Küsten ist die Existenz ganzer Gemeinschaften auch ohne eine instabile Antarktis durch Überschwemmungen bedroht. In Küstenregionen bis zu zehn Metern Höhe wohnen laut IPCC 680 Millionen Menschen. Auf kleinen Inselstaaten sind es 65 Millionen. Vier Millionen Menschen leben dauerhaft in der Arktis, deren Eis und Permafrostböden in vielen Gebieten tauen.

In Bergregionen werden durch das Schmelzen der Gletscher und das Auftauen dort bestehender Permafrostböden Lawinen, Steinschläge oder Bergrutsche begünstigt. Sind die Gletscher schließlich ganz verschwunden, ist die Trinkwasserversorgung gefährdet. In Hochgebirgsregionen leben 670 Millionen Menschen.

Der Meeresspiegel steigt dem Report zufolge immer schneller an: Der Anstieg sei mit 3,6 Millimeter pro Jahr derzeit doppelt so hoch wie im Schnitt des 20. Jahrhunderts. Während er im gesamten 20. Jahrhundert um 15 Zentimeter geklettert sei, könnte er bei einer starken Erhöhung der Treibhausgase von Anfang des 20. Jahrhunderts bis 2100 um rund einen Meter steigen.

Erst Anfang der Woche hatten mehr als 60 Länder in New York beim Klimagipfel zusätzliche Anstrengungen im Kampf gegen die gefährlich schnell zunehmende Erderwärmung versprochen. Die Aktivistin Greta Thunberg hatte die Staats- und Regierungschefs zuvor in einer emotionalen Wutrede beschuldigt, zu wenig zu tun.

Der Klimareport zeige, dass die Maßnahmen der Politik völlig unzureichend seien, sagte Heike Vesper, Leiterin Meeresschutz beim WWF Deutschland. Die Umweltorganisation fordert, dass den Erkenntnissen der Wissenschaft nun "schnell Meilensteine in Politik und Wirtschaft folgen".

Der Oxfam-Klimaexperte Jan Kowalzig mahnt, dass sich wegen " der verantwortungslos schwachen Ziele, die sich die meisten Länder unter dem Pariser Abkommen gesetzt haben", die Welt auf eine Erwärmung um drei bis vier Grad zu bewege. "Auch Deutschland trägt dazu bei." Umso schlimmer sei es daher, dass Deutschland trotz des Klimapakets aller Voraussicht nach das gestecktes Klimaschutzziel für 2030 verpassen und so die Klimakrise weiter anfeuern wird.

Mehr als hundert Forscher aus 36 Ländern hatten zwei Jahre lang aktuelle Studien zu diesen Themen analysiert und die Auswirkungen des Klimawandels auf Küsten und Inseln, Mensch und Natur in einem Report für politische Entscheidungsträger zusammengefasst. Über die Formulierungen dieses Berichts hatten Delegierte der 195 IPCC-Mitgliedstaaten in Monaco mehrere Tage lang bei der Konferenz des Weltklimarates debattiert und abgestimmt.

Angesichts der Erderwärmung gründeten zwei UN-Organisationen 1988 den Weltklimarat IPCC, der inzwischen fast 200 Mitgliedsländer hat. Er soll aufzeigen, wie sich der Klimawandel auf Mensch und Natur auswirkt, wie er gebremst werden kann und welche Anpassungsstrategien es gibt. Das Gremium mit Sitz in Genf forscht nicht selbst. Vielmehr werten für die jeweiligen IPCC-Berichte eigens ausgewählte Forscher aktuelle Studien aus. Für den IPCC-Report zu den Auswirkungen des Klimawandels auf Eismassen und Ozeane haben rund 130 Forscher zwei Jahre lang über 7000 Fachartikel analysiert, die Ergebnisse auf vielen Seiten aufgeschrieben und dann zusammengefasst.
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