Klimagipfel geht in die Verlängerung
Die Abschlussverhandlungen beim UN-Klimagipfel im südafrikanischen Durban gestalten sich zunehmend chaotisch. Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) meinte am frühen Samstag, eine Lösung sei noch möglich, doch die Bedingungen würden immer schwieriger.
Durban - Viele Delegationen müssen eigentlich am Samstag abreisen und hatten nicht mit der Verlängerung der Konferenz gerechnet. "Wir sind sehr, sehr spät dran", betonte er. Wegen fehlender Entwürfe für Abschlusserklärungen und des Streits, ob große Klimaverschmutzer einem Fahrplan für einen bis 2015 zu beschließenden Weltklimavertrag zustimmen können, verzögerten sich die Abschlusssitzungen im Plenum weiter. Eine Koordinierung der EU-Staaten wurde um eine Stunde verschoben. In der Nacht zu Samstag hatte auch die deutsche Delegation bis 05.00 Uhr morgens verhandelt.
Staaten wie Indien, China und die USA hätten an ihrer Position nichts geändert, sagte Röttgen. Sie würden weiter einem Ergebnis im Weg stehen, "das sich orientiert an dem Zwei-Grad-Ziel", sagte Röttgen. Er forderte verbindliche Zusagen bei der Minderung von Treibhausgasen und klare Vereinbarungen, wie der Klimaschutz bis zum Abschluss eines globalen Abkommens weiter forciert werden kann.
Die EU fährt im Verbund mit rund 100 weiteren Staaten eine kompromisslose Strategie. Wenn die großen Blockierer sich nicht zu einem Fahrplan für ein globales, rechtlich verbindliches Abkommen bis 2015 bekennen, drohen sie damit, den Klimagipfel platzen zu lassen. Dann stünde auch eine Fortführung des 2012 auslaufenden Kyoto-Prozesses bis zum Inkrafttreten eines Weltklimavertrages vor dem Aus. Zu dem Kyoto-Prozess bekennen sich aber ohnehin nur noch Staaten, die 15 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen ausmachen.
Zu einer möglichen Vertagung des Klimagipfels und Fortsetzung etwa in Bonn, wo das UN-Klimasekretariat sitzt, wollte sich Röttgen nicht äußern. Klimaexperte Christoph Bals von Germanwatch sagte hingegen: "Ich schätze, dass die Uhr angehalten wird und man sich vertagt."