Kirchentag in Berlin: Obama und Merkel diskutieren über Religion und Politik
Mit einer Klarstellung zur Sitzordnung - und zur Machtverteilung - hat Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf dem Kirchentag für Lacher gesorgt.
Berlin - Am Donnerstag wies sie den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, humorvoll in seine Schranken.
Dieser hatte gerade zu einer Frage an Ex-US-Präsident Barack Obama angesetzt: Wenn jetzt schon mal der lange Zeit mächtigste Mann der Welt neben ihm sitze ... Gelächter.
Denn Merkels Gesichtsausdruck sprach Bände: "Ich hab' so geguckt, weil neben Ihnen sitze ja jetzt erstmal ich", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Bemerkenswert war Obamas Zitat zu seinem inneren Antrieb: "Wir müssen daran glauben, dass wir Dinge verbessern können, dass wir Menschen mit Güte und Toleranz behandeln können, dass wir Gräben überbrücken können zwischen den Völkern, zwischen den Religionen und dass wir unter einem gütigen Gott leben. Das hat mich während meines ganzen Arbeitslebens, während meines ganzen Lebens, angetrieben."
Obama grenzt sich von Trump ab, ohne ihn zu erwähnen
Obama lobte Bundeskanzlerin Angela Merkel, sie habe "hervorragende Arbeit geleistet, nicht nur hier in Deutschland, sondern in der ganzen Welt". Merkel sei ihm während seiner vor vier Monaten beendeten Präsidentschaft "eine der liebsten Partnerinnen" gewesen. Die Kanzlerin wollte wenige Stunden nach ihrem Auftritt beim Kirchentag nach Brüssel zum Nato-Gipfel reisen, wo sie zum zweiten Mal auf Trump treffen sollte.
Der Ex-Präsident rief dazu auf, sich klar gegen Fremdenhass, Nationalismus und antidemokratische Strömungen in der Welt einzusetzen. Es sei das Wichtigste, sich hinter die Werte zu stellen, die "uns am wichtigsten sind", und sich gegen jene zu stellen, die diese Werte zurückdrängten. "Ich denke, das ist eine wichtige Schlacht, die wir austragen müssen", sagte Obama. Für Konfliktfälle empfahl er die Mittel der Diplomatie - es könne nicht sein, das Heil "nur in militärischer Hardware" zu suchen.
Auf seine Gesundheitsreform sei er "sehr stolz", sagte Obama in Abgrenzung zu Trump. "Wir haben einen neuen Standard gesetzt." Er habe sich "als Staffelläufer gesehen als Präsident. Und ich habe meinen Teil des Rennens absolviert und jetzt habe ich den Stab übergeben an den nächsten Läufer". Erst am Mittwoch hatte der Versuch Trumps, die Reform zu demontieren, einen Rückschlag erlitten. Die parlamentarische Prüfbehörde CBO erklärte, der zur Debatte stehende und inzwischen vom Repräsentantenhaus angenommene Vorschlag würde bis zum Jahr 2026 rund 23 Millionen Amerikanern die Krankenversicherung kosten.
In der tiefen Religiosität vieler Amerikaner sieht Obama nicht nur Gutes. "Das Problem ist, dass wir manchmal Kompromisslosigkeit in Glaubensfragen in die Politik tragen. In der Demokratie ist Kompromiss unumgänglich." Es sei wichtig, auch andere Meinungen zuzulassen - das sei die wahre Stärke des Glaubens. "Ich denke, dass es immer gut ist, auch ein bisschen zu zweifeln", sagte Obama.
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