Kinderpornos aus privatem Interesse: Tauss verurteilt

15 Monate auf Bewährung: So lautet das Urteil gegen den früheren SPD-Bundestagsabgeordneten Jörg Tauss. Der Politiker hatte hunderte von Kindermissbrauchs-Bildern - privat.
von  Abendzeitung
„Ich halte mich für unschuldig“: Jörg Tauss vor dem Karlsruher Landgericht
„Ich halte mich für unschuldig“: Jörg Tauss vor dem Karlsruher Landgericht © dpa

KARLSRUHE - 15 Monate auf Bewährung: So lautet das Urteil gegen den früheren SPD-Bundestagsabgeordneten Jörg Tauss. Der Politiker hatte hunderte von Kindermissbrauchs-Bildern - privat.

Es ist wohl sein politisches Ende: 15 Monate auf Bewährung hat dem Ex-SPD-Abgeordneten Jörg Tauss seine Kinderporno-Affäre eingebracht. Mit diesem Urteil des Karlsruher Landsgerichts gilt Tauss zugleich als vorbestraft – die Richter erfüllten die Forderung der Staatsanwaltschaft, verhängten aber keine zusätzliche Geldstrafe.

Der Richterspruch ist zugleich ein politisches Signal: Für Abgeordnete gelten keine Sonderrechte. Auf solche nämlich hatte sich Tauss berufen, nachdem bei ihm hunderte einschlägiger Fotos und Videos gefunden wurden. Tauss machte geltend, er habe auf eigene Faust gegen die Kinderporno-Szene ermitteln wollen und sich deswegen in ihr bewegen müssen.

Doch davon ließ der Vorsitzende Richter Udo Scholl nichts übrig: „Ein Abgeordneter ist eben kein Polizeibeamter, der Verbrechen aufklären soll und darf.“ Da Tauss dies gewusst habe, müsse er sich vorwerfen lassen, die Dateien „aus privatem Interesse“ besessen zu haben. Scholl ließ Tauss nur eine kleine Hintertür offen: Es sei nicht zwingend erwiesen, dass Tauss sich das Material aus sexuellem Interesse besorgte. Auch „schlichte Neugierde“ sei denkbar als Motiv.

Von Anfang an war Tauss zur Last gelegt worden, dass er seine angebliche dienstliche Recherche weder durch Unterlagen noch durch Zeugen beweisen konnte.

Doch Tauss will den Richterspruch nicht hinnehmen: „Dies ist ein Urteil, mit dem ich nicht leben kann und nicht leben mag“, sagte der verheiratete, aber kinderlose 56-Jährige. Er will in Revision gehen.

Politisch wird ihm das nicht mehr viel helfen. Berliner Mandat und SPD-Ämter sind längst weg, auch seine neue Heimat, die Piratenpartei, ging auf Distanz: Man vertraue darauf, „dass Jörg Tauss auch die richtige Entscheidung für sich und die Piratenpartei treffen wird.“

Er selbst verabschiedete sich bis auf weiteres mit einem schrulligen Zitat zu seinen nächsten Plänen: „Ich fahr' Fahrrad 'ne Woche lang.“

mue

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.