Kinder-Schokolade: Das dumme Eigentor der Pegidisten

Was ist das doch für eine schlimme Zeit in der wir leben: Da wird Deutschland derart von Flüchtlingen unterwandert, dass nicht einmal mehr das Kind auf der gleichnamigen Schokolade blond ist. Ein Skandal, meint Pegida – und leistet sich dabei ein unglaublich dummes Eigentor.
von  Christoph Elzer
Junge Nationalspieler auf der Kinder-Schokolade - für Pegida ein Zeichen für den Untergang unserer Kultur.
Junge Nationalspieler auf der Kinder-Schokolade - für Pegida ein Zeichen für den Untergang unserer Kultur. © Ferrero

Wenn am 12. Juni die deutsche Nationalmannschaft zu ihrem ersten EM-Gruppenspiel gegen die Ukraine antritt, werden wieder Millionen frenetisch jubeln und die Deutschlandflagge schwenken. Ganz vorne dabei sind dann sicherlich auch die selbsternannten Hüter des Abendlandes und eingefleischten Patrioten von Pegida. Und wenn es tatsächlich so kommen sollte, dass Deutschland am 10. Juli in Paris zum großen Euro-Finale aufläuft, dann wird wohl niemand die Hymne inbrünstiger schmettern, als genau dieser Personenkreis.

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Doch wie die Mannschaft den Weg ins Finale schafft, scheint den Pegida-Anhängern ein Dorn im Auge zu sein. Neuerdings unterscheiden sie bei ihren online abgegebenen Kommentaren (auch hier auf az-muenchen.de) menschenverachtend zwischen "Deutschen" und "Bio-Deutschen", als würden sie auf eine Wiedereinführung des Arier-Nachweises pochen. Und dann sind es ausgerechnet Personen wie Jérôme Boateng, Emre Can, Shkodran Mustafi, Antonio Rüdiger, Leroy Sané, Karim Bellarabi, Sami Khedira und Mesut Özil, die diesen vierten EM-Titel holen sollen.

"Die versuchen einem echt die Scheisse, als normal unterzujubeln, armes Deutschland"

Mehr als 200 Mal wurde der Facebook-Beitrag von Pegida geteilt - und hundertfach rassistisch kommentiert.

Sie fragen sich, was all das mit Kinder-Schokolade zu tun hat? Der Klassiker unter den deutschen Süßigkeiten zeigt momentan auf seiner Packung zwei Kinder mit dunklen Haaren und dunklerer Hautfarbe – und erntet dafür auf Facebook einen rechten Shitstorm. So heißt es in den Kommentaren bei Pegida Baden-Württemberg unter anderem: "Die versuchen einem echt die Scheisse, als normal unterzujubeln, armes Deutschland" oder "sind das Warnungen vor zukünftigen Terroristen?" und "Ich könnt kotzen".

Und somit kommen wir zum Eigentor: Denn die abgebildeten Kinder heißen Jérôme Boateng und Ilkay Gündogan, haben 2014 für das Wunder von Rio gesorgt und Deutschland zum Fußball-Weltmeister gemacht. Und in ein paar Tagen wird Boateng wieder sein Bestes geben, um erneut einen Pokal in die Höhe recken zu können. Auch Gündogan wäre sicherlich dabei, wenn er nicht verletzungsbedingt passen müsste.

In diesem Moment zeigt sich das hässliche Weltbild mancher Pegida-Anhänger komplett ungefiltert: Gegen alles, was nicht absolut arisch aussieht, wird erst mal ausgeteilt und gehetzt. Das ist nicht patriotisch, das ist rassistisch. Und stolz sollten wir nicht auf diese Personen sein, sondern auf Jérôme, Ilkay & Co. Denn sie repräsentieren Deutschland – und nicht Pegida.

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