Kim Jong Un stellt Bedingungen für atomare Abrüstung

Ein Sonderzug, ein Geheimbesuch und eine aufgefrischte Freundschaft zwischen Nordkorea und China. Kim Jong Un schlägt Friedensgespräche vor und fordert "synchrone Schritte" zur Lösung des Atomkonflikts. Vor allem sucht er "guten Willen". Wird Trump darauf eingehen
von  dpa
Das Videostandbild zeigt Kim Jong Un (l), Machthaber von Nordkorea, und seine Frau Ri Sol Ju, die zum Abschied, nach einem Besuch bei dem chinesischen Präsidenten, aus einer Limousine winken.
Das Videostandbild zeigt Kim Jong Un (l), Machthaber von Nordkorea, und seine Frau Ri Sol Ju, die zum Abschied, nach einem Besuch bei dem chinesischen Präsidenten, aus einer Limousine winken. © -/CCTV/AP/dpa

Ein Sonderzug, ein Geheimbesuch und eine aufgefrischte Freundschaft zwischen Nordkorea und China. Kim Chongun schlägt Friedensgespräche vor und fordert "synchrone Schritte" zur Lösung des Atomkonflikts. Vor allem sucht er "guten Willen". Wird Trump darauf eingehen?

Peking - Nordkoreas Machthaber Kim Chongun hat seinen Willen zur atomaren Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel bekräftigt. Mit einem zunächst geheim gehaltenen "inoffiziellen Besuch" in Peking, der erst am Mittwoch bestätigt wurde, versuchte Kim Chongun, den Konflikt um sein Atomwaffen- und Raketenprogramm zu entschärfen. Mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping kam Kim Chongun überein, wieder an der traditionellen Freundschaft beider Länder anzuknüpfen und die diplomatischen Bemühungen voranzutreiben.

Kim Chongun stellte Bedingungen für eine Lösung des Atomkonflikts: "Die Frage der Entnuklearisierung der koreanischen Halbinsel kann gelöst werden, wenn Südkorea und die USA auf unsere Bemühungen mit Wohlwollen reagieren, eine Atmosphäre des Friedens und der Stabilität schaffen, während gleichzeitig progressive und synchrone Schritte in Richtung des Friedens ergriffen werden", zitierte ihn die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua.

Viele Spekulationen über Kim Jong Uns Geheimbesuch

Über den mysteriösen hohen Besucher, der am Montag mit einem dunkelgrünen Sonderzug aus Nordkorea nach Peking gekommen war, rankten sich drei Tage lang viele Spekulationen. Eine Ehrengarde am Bahnsteig, eine Staffel mit weißen Motorrädern für seinen Autokonvoi und abgesperrte Straßen deuteten darauf hin, dass ein Staatsgast empfangen worden war. Aber erst nach der Rückkehr nach Nordkorea bestätigte Chinas Regierung, dass es sich bei dem Besucher um Kim Chongun gehandelt hatte. Er hielt sich 24 Stunden in Peking auf.

Chinas Staats- und Parteichef empfing ihn und seine Frau Ri Sol Ju in der Großen Halle des Volkes, gab einen Empfang für seine große Delegation und traf ihn im Staatsgästehaus Diaoyutai. Beide Führer hätten "viele Übereinstimmungen" erreicht, berichtete der Sprecher des Außenministeriums, Lu Kang. Eine Lockerung der Sanktionen schloss er aber aus. "Chinas Bereitschaft, als ständiges Mitglied im Weltsicherheitsrat seine internationalen Verpflichtungen zu erfüllen, kann nicht angezweifelt werden", sagte der Sprecher auf Fragen.

Kim Jong Un hat das erste Mal seit Amtsantritt sein Land verlassen

Vor seinen Gipfeln mit Südkoreas Präsident Moon Jae In im April und US-Präsident Donald Trump voraussichtlich im Mai wollte sich Kim Chongun offenbar Rückendeckung in Peking holen. Es war das erste Mal seit seinem Amtsantritt 2011, dass Kim Chongun sein Land verlassen hatte. Schon sein Vater Kim Jong Il hatte ähnliche Geheimbesuche mit dem Zug in China gemacht, die erst nach seiner Rückkehr bestätigt wurden. Er fuhr immer mit der Bahn, weil er Angst vorm Fliegen hatte. Ob der Sohn auch Flugangst hat oder aus Sicherheitsgründen und der Furcht vor einem Attentat in der Luft lieber mit dem Zug fährt, war unklar.

China unterrichtete die USA und Südkorea umgehend über den Besuch. Die Regierung in Peking habe auch eine persönliche Nachricht von Xi Jinping an Trump übermittelt, berichtete die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, in Washington. Die jüngsten Entwicklungen seien ein weiterer Beweis dafür, dass Trumps Kampagne des maximalen Drucks eine "angemessene Atmosphäre" für einen Dialog mit Nordkorea schaffe. Chinas Führung schickt auch den hohen Außenpolitiker Yang Jiechi nach Seoul, um Südkoreas Regierung zu unterrichten.

Chinas Umsetzung der Sanktionen führte zu Engpässen in Nordkorea

Der Besuch von Kim Chongun in Peking kam völlig überraschend, da das Verhältnis wegen seiner Atom- und Raketentests im vergangenen Jahr auf den tiefsten Stand ihrer Geschichte gefallen waren. Als größter Handelspartner hatte China die im Weltsicherheitsrat beschlossenen Sanktionen der Vereinten Nationen verstärkt umgesetzt, was vermehrt zu Engpässen in dem isolierten und armen Nordkorea führt.

Chinas Präsident beschrieb die Gespräche auch als "freimütig und freundschaftlich", was in der diplomatischen Sprache als Hinweis auf Differenzen gewertet werden kann. Die Entwicklung der traditionellen Freundschaft sei "die einzig richtige Entscheidung" beider Länder, sagte Xi Jinping. Er nahm nach Angaben der amtlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA eine Einladung nach Pjöngjang an.

Kim Chongun, der die Kontakte zu Peking seit seinem Amtsantritt 2011 nicht gepflegt hatte, nannte die Beziehungen zu China jetzt sogar "unerschütterlich". Es sei die "strategische Wahl" seines Landes, die Freundschaft "unter den neuen Umständen" zu entwickeln.

Forderung nach Friedensgesprächen

Xi Jinping lobte die "positiven Veränderungen" auf der koreanischen Halbinsel und begrüßte die Bemühungen Kim Chongun. China halte am Ziel einer Beseitigung der Atomwaffen und einer "Lösung der Probleme durch Dialog und Konsultationen" fest. Er forderte "alle Seiten" auf, die Verbesserung der innerkoreanischen Beziehungen zu unterstützen und Schritte zu unternehmen, um Friedensgespräche zu ermöglichen.

Kim Chongun sagte laut Xinhua, die Lage beginne sich zu bessern. Nordkorea habe die Initiative ergriffen, um die Spannungen zu verringern, und Vorschläge für Friedensgespräche gemacht. "Es ist unsere beständige Haltung, dass wir der Entnuklearisierung der Halbinsel verpflichtet sind." Auffallend war allerdings, dass die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA in ihrem Bericht über den Besuch die Atomwaffen nicht erwähnte.

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