Kidnapping: Sie waren gewarnt

Hat Berlin alles getan, um das Geisel-Drama in der Südost-Türkei zu verhindern? Schon eine Woche vor der Entführung informierte das BKA über die Gefahr, Deutsche könnten Opfer von Racheaktionen der PKK werden.
von  Abendzeitung
Der Berg Ararat. Hier waren die drei Bergsteiger entführt worden.
Der Berg Ararat. Hier waren die drei Bergsteiger entführt worden. © dpa

Hat Berlin alles getan, um das Geisel-Drama in der Südost-Türkei zu verhindern? Schon eine Woche vor der Entführung informierte das BKA über die Gefahr, Deutsche könnten Opfer von Racheaktionen der PKK werden.

BERLIN/ANKARA „Ich rufe die Entführer auf, die drei Deutschen umgehend und unversehrt freizulassen“, appellierte Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel am Wochenende an die Kidnapper der bayerischen Bergsteiger. „Die Bundesregierung wird alles tun, um ihre Freilassung zu erreichen“, versprach sie. Doch hat Berlin auch alles getan, um das Drama in der Südost-Türkei zu verhindern? Laut „Spiegel“ waren Regierung und Bundeskriminalamt (BKA) gewarnt.

Gut eine Woche bevor die PKK Helmut H. (65), Martin Georg S. (48) und Lars Holger R. (33) aus einem Camp am Berg Ararat verschleppte, soll der Exekutivrat der „Vereinigten Gemeinschaft Kurdistans“ die „Merkel-Regierung“ aufgefordert haben, ihre „feindliche Politik gegen das Kurdische Volk und seine Befreiungsbewegung“ aufzugeben. Berlin trage sonst „alle entstehenden negativen Konsequenzen“. Gemeint war wohl das Verbot des Senders Roj TV im Juni.

Später habe die türkische Polizei das BKA informiert, dass in kurdischen Kreisen in der Türkei Unruhe herrsche, es zu Anschlägen und Entführungen kommen könne. Das BKA habe am 2.Juli die Innenministerien gewarnt.

„Es handelt sich hier um polizeiinterne Informationen, die ich nicht kommentiere“, sagte eine BKA-Sprecherin der AZ. Innenstaatssekretär August Hanning bestätigte dem „Spiegel“ allerdings, dass es schon vor der Entführung Hinweise aus der Türkei gegeben hat. Trotzdem gehörte auch eine bayerische Kriminalbeamtin zu der überfallenen Bergsteiger-Gruppe.

Auf die Frage, warum nicht sofort vor Reisen in die Türkei gewarnt worden sei, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes der AZ: „Unsere Internet-Seite ist in den letzten Wochen immer wieder angepasst worden. Reisewarnungen sprechen wir aber nur für Länder, nicht für Regionen aus.“ Nach der Entführung erschien jedoch folgende Notiz auf der AA-Internetseite: „Von Reisen in die südöstlichen Provinzen der Türkei wird dringend abgeraten. Es besteht die Gefahr, dass Deutsche Opfer von Racheaktionen durch PKK-Terroristen werden könnten.“

Zum Stand der Entführung gab es laut Außenminister „leider nichts Neues“. Auch das Schicksal der beiden in Nigeria entführten Deutschen war weiter ungewiss. nk

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