Kein "Danke": NPD-Politiker zweifelt an Hilfe von Flüchtlingen

Der hessische NPD-Politiker Stefan Jagsch tut sich mit einem Dankeschön an seine syrischen Retter äußerst schwer und zweifelt am Wahrheitsgehalt des Feuerwehrberichts.
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Die "Hessenrundschau" erreichte Stefan Jagsch telefonisch im Krankenhaus.
AZ-Screenshot/"Hessenrundschau" Die "Hessenrundschau" erreichte Stefan Jagsch telefonisch im Krankenhaus.

Der hessische NPD-Politiker Stefan Jagsch tut sich mit einem Dankeschön an seine syrischen Retter äußerst schwer und zweifelt am Wahrheitsgehalt des Feuerwehrberichts.

Büdingen – Die Geschichte machte sogar international Schlagzeilen. Ein Politiker der rechtsextremen und ausländerfeindlichen NPD verunglückt auf einer Bundesstraße in Hessen mit seinem Auto schwer. Zwei Asylbewerber aus Syrien, die zufällig an der Unfallstelle vorbeikommen, ziehen den schwer verletzten Mann aus dem Wrack und leisten erste Hilfe. Das berichten später die örtliche Feuerwehr und die Polizei.

Bei dem NPD-Mann handelt es sich um den 29-jährigen Stefan Jagsch. Jagsch war bis vor Kurzem NPD-Landesvorsitzender in Hessen und bei den Kommunalwahlen am 6. März im nahen Altenstadt als Kandidat angetreten. Dort erhielt die Partei zehn Prozent der Stimmen. Die Partei konnte mit ihrer ablehnenden Haltung gegen Flüchtlinge in mehreren Wahlkreisen zweistellige Ergebnisse einfahren.

 

Unfallopfer zweifelt an Medienberichten

 

Jagsch fällt es offenbar aber schwer, sich bei seinen syrischen Rettern zu bedanken. In einem Telefonat mit der "Hessenrundschau" des Hessischen Rundfunks fallen die Dankesworte äußerst zaghaft aus. Gefolgt von Zweifeln an den Berichten, in denen von Flüchtlingen als Ersthelfer die Rede ist. "Wenn es so war, ist es lobenswert, dass mir syrische Flüchtlinge geholfen haben. Aber wenn ich das in der Zeitung lese, ist das für mich noch keine Tatsache", sagte Jagsch, dem es nach Angaben von NPD-Landeschef Jean Christoph Fiedler den Umständen entsprechend gut gehen soll.

Fiedler konnte sich gegenüber der "Frankfurter Rundschau", die zuerst von dem Vorfall berichtet hatte, immerhin ein kleines Lob abringen. Er bezeichnete die Hilfsbereitschaft der Asylbewerber als "wohl eine sehr gute, humane Leistung".

 

"Beschäme deine Feinde durch deinen Anstand"

 

Die beiden syrischen Retter, die als Mitglieder einer Flüchtlingsgruppe in zwei Reisebussen an der Unfallstelle vorbeikamen und nach Zeugenaussagen vor dem Eintreffen der Rettungskräfte wieder verschwanden, sind unterdessen noch nicht ermittelt worden.

Die Meldung über die ungewöhnliche Rettungsaktion wurde in den sozialen Netzwerken reichlich kommentiert. "Welch Ironie" schrieb ein Nutzer auf Twitter, ein anderer sprach von "Geschichten, die das Leben schreiben". Der hessische Wirtschaftsminister und Grünen-Politiker Tarek Al-Wazir zitierte auf Twitter ein arabisches Sprichwort: "Beschäme deine Feinde durch deinen Anstand."

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