Kehrtwenden
Die AZ-Landtagskorrespondentin Angela Böhm über Seehofers Kritik an Guttenberg.
Guttenberg, der von allen Verlassene. Der Einsame, von dem sich jetzt sogar sein Erfinder, Horst Seehofer abwendet. Mitleid hat er dafür keines verdient. Denn der Baron, der nach den Sternen griff und brutal abstürzte, will’s noch immer nicht kapieren, dass es vorbei ist. Demut, die er als Fahne vor sich hergetragen hatte, scheint er gar nicht zu kennen.
Statt Ruhe zu geben und sich zu besinnen, strickt er offensichtlich schon wieder an seinem Comeback. Seehofer aber sehnt sich den innerparteilichen Konkurrenten und Kronprinzen nicht zurück. Geschickt macht er mal wieder die Kehrtwende und entzaubert jetzt auch das letzte Manöver, mit dem der einstige Liebling der Nation alle geblendet hatte.
Nicht nur sein Doktortitel, war reine Schummelei. Auch Guttenbergs Bundeswehrreform, die er so zackig durchsetzte und damit vor allem Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel betörte, soll vor allem eine große Show gewesen sein.
Bei der war Seehofer erst dagegen, dann dafür. Und jetzt distanziert er sich von der Reform als grausige Hinterlassenschaft von seinem einstigen Zögling Karl-Theodor zu Guttenberg. Aber in Kehrtwenden ist Seehofer ja der Meister. Besonders wenn er damit seine Alleinherrschaft in der CSU sichert.