Katze aus dem Sack
Die Frage ist nicht: Kommen neue Finanzspritzen für Griechenland? Die Antwort darauf lautet ohnehin Ja. Sondern eher: Warum gibt es Finanzminister Schäuble jetzt zu? Nach fünf Jahrzehnten in der Politik ist dem Vollprofi der Satz über das nächste Rettungspaket keinesfalls mal eben rausgerutscht.
Lesart 1: Er hat kühl den günstigsten Termin kalkuliert – lange genug vor der Wahl, damit sich eine mögliche Empörung noch abregnen kann, und tief genug im Sommerschlaf. Lesart 2: Seine Loyalität zu Merkel, die das Euro-Thema tunlichst raushalten wollte aus dem Wahlkampf, schon um den Eurokritikern von der AfD kein Futter zu geben, hat nachgelassen. Lesart 3: Er wollte tatsächlich ehrlich sein und nicht erst nach der Wahl damit herausrücken.
Was auch immer ihn bewogen hat – immerhin ist die Katze jetzt aus dem Sack. Ja, es stimmt, Griechenland braucht noch mal Geld. Das war denjenigen, die immer noch das zermürbende Thema verfolgt haben, schon eine Weile bekannt. Allerdings war eher von einem Schuldenschnitt (sprich: Teilerlass) die Rede. Schäubles Dreh mit dem Rettungspaket soll den Schuldenschnitt hinauszögern, im günstigsten Fall vermeiden. Und ja, es ist richtig, Griechenland nochmal zu helfen (erst recht mit dem eleganten Weg über Mittel aus dem EU-Haushalt, die sonst halt anders ausgegeben worden wären). Nach all den Anstrengungen jetzt aufzugeben und das Land zusammenbrechen zu lassen, wäre fatal.