Katharina Schulze ist wieder schwanger: Hassbotschaften an Grünen-Fraktionschefin

München – "Armes Kind." Nein, so etwas will man nicht hören, wenn man gerade öffentlich gemacht hat, dass man schwanger ist.
Das Bashing, das die bayerische Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Schulze zurzeit erlebt, macht auch vor ungeborenem Leben nicht halt. Schulze hat bereits einen Sohn mit Danyal Bayaz, Finanzminister in Baden-Württemberg. Das Paar ist seit 2022 verheiratet.
Am Donnerstag hat Schulze bekannt gegeben, dass sie und ihr Ehemann noch ein weiteres Kind erwarten.
Zwischen Hass und Irrelevanz
Der eingangs erwähnte Kommentar war noch einer der vergleichsweise harmlosen. Unter einem Artikel auf dem Portal welt.de kippt ein großer Teil der 178 Nutzer viel Häme aus.
Die Nachricht interessiert offenbar nicht jeden, der den Artikel kommentiert: "Sind in China nicht noch ein paar Säcke mit Reis umgefallen?" – "belangloser Kram." Doch es finden sich auch boshafte Beiträge: "noch ein CO2-Ausscheider" – "Ich schlage Frau Schulze vor, sie kümmert sich die nächsten 30 Jahre (bis die Kinder aus dem Haus sind und evtl. einen Abschluss haben) um die Kinder und macht Elternzeit."
Es sind aber auch noch deutlichere Grenzüberschreitungen dabei. Einen Teil hat das Portal offenbar schon gelöscht.
Julian Reichelt gratuliert
Doch auf X, ehemals Twitter, geht es munter weiter. Ein Grund mag darin liegen, dass Julian Reichelt den Beitrag geteilt hatte. Der ehemalige "Bild"-Chefredakteur ist Gründer des Portals "Nius".
"Gratulation und Gottes Segen, @KathaSchulze und @DerDanyal! Alles erdenklich Gute und bloß keinen der unsäglichen Kommentare jemals lesen!", schrieb Reichelt auf X.
Damit dürfte er die Kommentare noch angeheizt haben. Denn Reichelt hat mit seinem Kanal eine große Reichweite. Vor allem zu jenen, bei denen die Grünen nicht wohlgelitten sind.
Bayaz reagierte ebenfalls auf X auf Reichelts Beitrag. "Fast 400 Kommentare pure Liebe von so richtig deutschen Patrioten und Familienmenschen?? Dafür aber viele sehr nette Nachrichten auf anderen Kanälen. Danke dafür und sonniges Wochenende!" Angehängt ein Screenshot eines Kommentars: "Warum kein Negerlein adoptiert? Kein Platz?"
CSU Generalsekretär Huber: "Menschenverachtende Kommentare"
Unter Reichelts Kommentar sind auch solche zu finden: "Hat er der Lügenkatha vorher das Heuchlermaul mit Socken gestopft damit er ungestört sein teuflisches Werk vollenden konnte? Rosemarys Baby triffts nicht ganz. Rosemary war unschuldig. Ich denke bei Katha könnte Baphomet entspringen."
"Solche menschenverachtenden und beleidigenden Kommentare sind abscheulich und ganz klar zu verurteilen", sagt CSU-Generalsekretär Martin Huber der AZ. Er wünscht den beiden "herzlichen Glückwunsch" und "alles Gute für das ungeborene Kind". Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger will sich auf AZ-Anfrage zu den Kommentaren nicht äußern.
In der "Münchner Runde" im BR zum Thema "Zwischen Hass und Meinungsfreiheit: Wie gehen wir miteinander um?" hatte Schulze im März davon berichtet, wie sie auf Drohungen und Hassbotschaften reagiere. Ihr Team unterstütze sie bei solchen Botschaften, sie müsse nicht "jede Hassnachricht, jede Vergewaltigungsdrohung" lesen.
"Die wollen ja, dass ich aufhöre!"
"Ich würde gerne hier sagen, dass mir das überhaupt nichts ausmacht", sagt Schulze. Aber das sei nicht der Fall, so etwas tue schon weh und an manchen Tagen sei es schwieriger zu ertragen. Grundsätzlich lasse sie sich aber nicht unterkriegen: "Die wollen ja, dass ich aufhöre."
Der AZ sagt Schulze, dass sie und ihr Mann sich über die vielen guten Wünsche von so vielen Menschen freuen. Noch größer sei die Freude auf den Nachwuchs. "Solche Kommentare auf Social Media sagen viel über die Verfasser aus", so Schulze. Sie wehrt sich: "Strafrechtlich Relevantes zeigen wir an."