"Katastrophen-Tandem blamiert"

Angesichts des Transrapid-Desasters hämt die Opposition über das Spitzenduo Huber und Beckstein. Die CSU indes schiebt der Industrie die Schuld in die Schuhe.
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„Heute ist ein schlechter Tag für den High-Tech-Standort Deutschland“: CSU Chef Huber neben dem Transrapid-Modell.
az „Heute ist ein schlechter Tag für den High-Tech-Standort Deutschland“: CSU Chef Huber neben dem Transrapid-Modell.

Angesichts des Transrapid-Desasters hämt die Opposition über das Spitzenduo Huber und Beckstein. Die CSU indes schiebt der Industrie die Schuld in die Schuhe.

MÜNCHEN/BERLIN Kaum war das Aus für den Transrapid in München heute verkündet, überschlugen sich Politik, Wirtschaft und Verbände mit Reaktionen. Während die bayerische Opposition über ein „CSU-Desaster“ feixte, schoben die Christsozialen der Industrie die Schuld in die Schuhe. Die Wirtschaft äußerte ihr tiefes Bedauern.

Die große Diskrepanz zwischen bislang genannten Zahlen der Firmen und den neuen Zahlen sei „mehr als eine peinliche Blamage der Firmen“, so Landtagspräsident Alois Glück (CSU): „Das belastet das Vertrauen der Politik und der Bürger in die Verlässlichkeit der Wirtschaft und der Gutachter.“

SPD-Landtagsfraktionschef Franz Maget sprach dagegen genüsslich von der „größten denkbaren Schlappe“ für CSU und Staatsregierung: „Das Katastrophen-Tandem Beckstein und Huber ist bis auf die Knochen blamiert.“ Sie trügen die Verantwortung dafür, „dass viele Millionen Steuergelder verschleudert worden sind“.

Auch die Grünen machten aus ihrer Freude über das Aus für den „schwebenden Unsinn“ keinen Hehl: „Von dieser Ohrfeige wird der CSU der Kopf noch bis zur Landtagswahl dröhnen“, sagte Landeschefin Theresa Schopper. Von Berlin aus applaudierte Grünen-Vorsitzende Claudia Roth: „Das größte Denkmal für Stoiber und die Umsetzung seines Vermächtnisses wird nicht zustande kommen.“

Bayerns FDP-General Martin Zeil warf Huber vor, „die Öffentlichkeit – wie bereits bei der Krise um die Bayerische Landesbank – hinters Licht geführt“ zu haben. „Kostensteigerungen in diesem Umfang ergeben sich nicht innerhalb eines halben Jahres. Die CSU kann nicht mit Geld umgehen, das steht fest.“

Der Münchner CSU-Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer sagte, die Verantwortung für das „Drama der in Deutschland entwickelten einzigartigen Hochtechnologie“ trage das verantwortliche Industriekonsortium. Von einem „unseriösen Versteckspiel“ bei den Kosten sprach Münchens CSU-Bezirkschef Otmar Bernhard.

Die Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern „bedauerte“ das Aus für den Transrapid. Der Wirtschaftsstandort werde dadurch erhebliche Nachteile erleiden. Nun sei völlig unklar, wie eine bessere Verkehrsanbindung des Münchner Flughafens im Erdinger Moos erreicht werden könne.

Auch Münchens Flughafen-Chef Michael Kerkloh äußerte sein Bedauern: „Damit wurde die Chance verpasst, ein immer gravierender werdendes Problem der Verkehrsanbindung des Airports schnell und dauerhaft zu lösen.“ Es müssten „umgehend Alternativen“ für einen schnellen Flughafenshuttle erarbeitet werden.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz jubelte dagegen: „Die drohende Beeinträchtigung von Flora-Fauna-Habitatgebieten an den Isarauen ist abgewendet“, sagte BUND-Chef Hubert Weigert. Die frei werdenden Steuer-Milliarden sollten in den Bus- und Bahnverkehr investiert werden.

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