Kardinal Meisner keift gegen Merkel
KÖLN - Dass sie es gewagt hat, den Papst zu kritisieren, hält der erzkonservative Kölner Bischof Joachim Meisner für eine der "größten Fehlleistungen" von Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel. Er fordert eine Entschuldigung.
Neue Runde im Streit konservative Katholiken gegen Kanzlerin: Der Kölner Erzbischof Joachim Meißner hat Bundeskanzlerin Angela Merkel jetzt aufgefordert, sich beim Papst dafür zu entschuldigen, dass sie ihn kritisiert hat.
Die „öffentliche Papstschelte“ sei eine der „größten Fehlleistungen“ der deutschen Regierungschefin gewesen, erklärte der konservative Kardinal. Merkel hatte Benedikt XVI. nach seiner Rehabilitierung von Holocaust-Leugner Richard Williamson aufgefordert, „sehr eindeutig zu erklären, dass es keine Leugnung des Holocaustes geben darf“.
"Wir machen uns in aller Welt lächerlich"
Meißner: „Sie war offensichtlich nicht von ihren Mitarbeitern informiert, dass diese Klarstellung bereits eine Woche zuvor geschehen war.“ Das stellt Meißner allerdings nicht korrekt dar. Der Vatikan hatte zu diesem Zeitpunkt lediglich erklären lassen, dem Papst sei „an guten Beziehungen zum Judentum gelegen“; die Angelegenheit sei damit beigelegt. Erst später forderte der Vatikan Williamson zu einer Distanzierung von seiner Holocaust-Leugnung auf.
Meißner an Merkel: „Ich kann da nur sagen: Zeigen Sie Größe und entschuldigen Sie sich, Frau Bundeskanzlerin!“
Claudia Roth verteidigt Merkel
Der Kölner Erzbischof erklärte weiter, entgegen der weit verbreiteten Meinung habe der Papst mit Williamson „keinen Holocaust-Leugner rehabilitiert“. Denn: Er habe von dessen Äußerungen ja „nichts gewusst“. Es habe Pannen im Vatikan gegeben, räumte er ein. Aber Bundeskanzlerin Angela Merkel habe Fehler gemacht. Außerdem beklagte er: „Viele Deutsche merken gar nicht, wie lächerlich wir uns in aller Welt mit dieser Papstmäkelei machen.“
Merkel selbst ließ Regierungssprecher Ulrich Wilhelm auf die Forderung nach der Entschuldigung ausrichten, sie habe zu der Thematik „alles gesagt, was dazu zu sagen war“. Unterstützt wurde sie von Grünen und FDP. Grünen-Chefin Claudia Roth: „Gründe, Merkels Politik zu kritisieren, gibt es weiß Gott genug. Aber sie ausgerechnet dort anzugreifen, wo sie einmal recht hat, zeugt von Blindheit.“ Hans-Michael Goldmann (FDP) sagte, Meisner übersehe geflissentlich, dass zwischen Merkel und dem Papst seither längst ein Gespräch stattgefunden habe – er wolle nur Unfrieden stiften.
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