Karadzic will sich selbst verteidigen

Angeklagt ist er wegen Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Bei der ersten Anhörung in Den Haag sprach Karadzic von einem «unsichtbaren Berater», der ihm helfe, ohne Anwalt vor das Tribunal zu treten.
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Gefasst erschien der Angeklagte vor Gericht
ap Gefasst erschien der Angeklagte vor Gericht

Angeklagt ist er wegen Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Bei der ersten Anhörung in Den Haag sprach Karadzic von einem «unsichtbaren Berater», der ihm helfe, ohne Anwalt vor das Tribunal zu treten.

Ordentlich rasiert und mit frisch geschnittenem Haar hat sich der frühere Präsident der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, am Donnerstag erstmals seit seiner Festnahme vor knapp zwei Wochen der Öffentlichkeit gezeigt. Vor dem Haager UN-Tribunal kündigte Karadzic an, er werde sich bei seinem Prozess selbst verteidigen und auf einen Anwalt verzichten. Das Gericht beschuldigt ihn unter anderem des Völkermordes, der Verschwörung zum Völkermord sowie zahlreicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Karadzic zeigte sich am Donnertag äußerlich völlig verändert. Vor seiner Festnahme in Belgrad hatte der 63-Jährige zuletzt als Arzt «Dr. Dragan Dabic» für alternative Medizin gearbeitet. Dank seines weißen Barts und langer Haare, mit denen sich tarnte, wirkte er in dieser Zeit wie ein Guru. Vor Gericht in Den Haag zeigte er sich jetzt mit einem seriösen Kurzhaarschnitt und trug einen dunkelblauen Geschäftsanzug mit Krawatte. Allerdings machte er einen erschöpften Eindruck und wirkte sichtlich gealtert. Die Anhörung vor dem niederländischen Richter Alphons Orie war der erste formale Akt auf dem langen juristischen Weg zur Aufarbeitung der Rolle Karadzics im Bosnienkrieg (1992 bis 1995), der Jahre dauern könnte.

Angaben zur Person und Adresse

Karadzic erklärte vor Gericht: «Ich habe einen unsichtbaren Berater, aber ich habe mich entschieden, mich selbst zu vertreten.» Er lauschte aufmerksam der Zusammenfassung der Vorwürfe, die Richter Orie vorlas. Dann nannte er seinen Namen, Geburtsort und Geburtstag. Als letzte Adresse gab er das Haus seiner Familie in Pale in Bosnien an, nannte aber auch die Adresse seiner Wohnung in Belgrad, wo er unter falschem Namen bis zu seiner Festnahme gelebt hat. Karadzics Anwalt Svetozar Vujacic erklärte, es sei Karadzics «ureigenstes Recht», sich selbst vor dem Tribunal zu verteidigen. Karadzic werde darauf bestehen, «selbst wenn er dafür in den Hungerstreik treten muss», sagte er in Belgrad. Auch der 2006 in UN-Haft gestorbene serbische und jugoslawische Expräsident Slobodan Milosevic, ein Verbündeter Karadzics, hatte auf einen Anwalt verzichtet und sich selbst verteidigt. Karadzic wurde knapp 13 Jahre nach der Anklagerhebung gegen ihn als 44. Serbe dem Haager Tribunal überstellt. (AP)

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