Kampf um Parteivorsitz: Aufstand gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel

In der CDU wird spekuliert, dass es Merkel im Kampf um den Parteivorsitz mit weiteren Herausforderern zu tun bekommen könnte – droht ihr vielleicht sogar dasselbe Schicksal wie einst Helmut Kohl?
von  Bernhard Junginger
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) während einer Pressekonferenz in Jerusalem.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) während einer Pressekonferenz in Jerusalem. © Ilia Yefimovich/dpa

Berlin - Gleich zwei CDU-Politiker wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel von der Parteispitze stürzen. Zu anderen Zeiten hätte die Nachricht in der Partei wohl keine höheren Wellen geschlagen. Handelt es sich doch um Gegenkandidaten, die bislang kaum einer kennt. Ein Unternehmer aus der hessischen Provinz der eine, ein junger Jurastudent aus Berlin der andere.

Noch vor Wochen hätte den Herausforderern niemand auch nur den Hauch einer Chance gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel eingeräumt. Doch in der CDU gilt nichts mehr als unmöglich, seit der bitteren Schlappe, die Merkel vor wenigen Tagen hat hinnehmen müssen. Ihr Vertrauter Volker Kauder, gescheitert bei einer Kampfabstimmung um den Unionsfraktionsvorsitz. (Lesen Sie hier: Haseloff warnt Union vor "politischem Selbstmord")

Obwohl Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Fraktion zuvor eindringlich, fast flehentlich für Kauder geworben hatte, am Ende ging der Herausforderer als Sieger hervor. Auch dieser Ralph Brinkhaus war zuvor außerhalb seiner westfälischen Heimat weitgehend unbekannt. Als "Provinzpolitiker aus Wiedenbrück" hatten sie ihn im Merkel-Lager kleinzureden versucht.

Angela Merkel: Bleibt es bei zwei Herausforderern? 

Noch dazu verfügte Brinkhaus über kein Unterstützernetzwerk. Doch er wurde zur Projektionsfläche der Merkel-Kritik in der Union. Ein ähnliches Szenario könnte Merkel beim CDU-Parteitag in Hamburg vom 7. bis 8. Dezember drohen, wenn es um ihre Wiederwahl als Parteivorsitzende geht.

Der Zeitpunkt ist zudem brisant, findet doch der Parteitag kurz nach den Landtagswahlen in Bayern und Hessen statt. Den Unionsparteien CSU und CDU droht nach allen aktuellen Umfragen ein schlechtes, möglicherweise desaströses Ergebnis. Für das dann auch Merkel verantwortlich gemacht werden dürfte.

Als der 26-jährige Knoop vor wenigen Tagen ankündigte, für den Parteivorsitz der CDU zu kandidieren, sorgte dies noch eher für Schmunzeln. Knoops politische Erfahrung beschränkt sich auf das Amt des Beisitzers im Berliner CDU-Ortsverband Kleistpark. Mit Ritzenhoff hat Merkel nun einen zweiten Herausforderer bekommen, der schon ernster genommen wird.

Dass er wirklich das Zeug hat, Bundeskanzlerin Angela Merkel nach 18 Jahren an der Parteispitze abzulösen, glauben indes die wenigsten. Für Merkel könnte es in Hamburg dennoch gefährlich werden. Denn in den Reihen der CDU-Bundestagsfraktion nimmt die Zahl derer zu, die glauben, dass es nicht bei zwei Herausforderern bleiben wird. Gerade in konservativeren und wirtschaftsnahen Kreisen hat die Unzufriedenheit nach den jüngsten Regierungskrisen einen neuen Höchststand erreicht.

Sollte etwa die Hessen-Wahl zum Debakel werden, heißt es, könnte der Ruf nach einem schnellen Ende der Ära Merkel mehrheitsfähig werden. Eine Wachablösung aber könne nur gelingen, wenn sich noch ein prominenterer Kandidat findet. Einer, der öffentlich mit Merkel bricht, so wie sie selbst es 1999 mit ihrem Vorgänger Helmut Kohl getan hat.

Merkels Gegenkandidat I: Der Alu-Unternehmer


Andreas Ritzenhoff. Foto: Arne Immanuel Bänsch/dpa

Der hessische Unternehmer Andreas Ritzenhoff (61) ist geschäftsführender Inhaber des Marburger Unternehmens Seidel, das mit 700 Mitarbeitern führend bei der Herstellung von Aluminium-Produkten unter anderem für die Kosmetikbranche ist. Ritzenhoff trat zu Jahresbeginn in die CDU ein. Nun treibt ihn die Sorge vor einem Bedeutungsverlust Deutschlands um: "Ich sehe eine Bedrohung, die sich gegen Wirtschaftskraft, Wohlstand, Sicherheit und nicht zuletzt Freiheit der Kultur und des Geistes unserer Bevölkerung richtet."

Merkels Gegenkandidat II: Der Jura-Student


Jan-Philipp Knoop. Dirk Jericho/Jan-Philipp Knoop/dpa

"Seine Pflicht erkennen und tun, das ist die Hauptsache." Dieses Zitat von Friedrich dem Großen steht auf der Facebook-Seite des Berliner Jura-Studenten Jan Philipp Knoop. Der 26-Jährige glaubt, seine Pflicht erkannt zu haben: Er will im Dezember in Hamburg gegen die Bundesvorsitzende Bundeskanzlerin Angela Merkel antreten. Er sagt: "Ich will mit meiner Kandidatur ein Zeichen setzen, dass es so nicht weitergehen kann mit Frau Merkel und der CDU." Als unabhängiger Kandidat, der nicht schon 20 Jahre Posten besetzt, stehe er für eine glaubhafte Erneuerung.

Lesen Sie hierzu den AZ-Kommentar: CDU am Gängelband - Gegenwind für Angela Merkel

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