Kalt und billig

"Schäubles Motto: Mit den Deppen kann man es ja machen." Der AZ-Chefreporter Matthias Maus über Schäubles Steuerpläne.
von  Matthias Maus

Man kann sie ja verstehen, die Schlaumeier in ihren Finanzministeriumsbüros. Weil es keine Wehrpflicht mehr gibt, fällt auch der Zivildienst weg. Und weil der Zwang verschwunden ist, muss man ja auch nicht mehr auf die Steuern verzichten: Gleichheitsgrundsatz heißt das dann.

Doch wenn man den Blick hebt von den Akten und den ganz klein gedruckten Paragrafen, dann stockt einem doch der Atem. Wie kann man so zynisch, so ungeschickt und so unklug sein, den Idealismus hunderttausender Freiwilliger auch noch abkassieren zu wollen!

Man fragt sich, was die Beamten reitet, aber auch die Dienstherren bis zum Minister. Niemals darf ein Plan wahr werden, mit der Staat kalt wie eine Hundeschnauze vom Idealismus seiner Bürger profitieren und auch noch kassieren will. Ständig gesellschaftliches Engagement fordern, einmal im Jahr den Tag des Ehrenamts zelebrieren ein paar Orden verteilen, das ist billig. Altenheime, Krankenhäuser, Psychiatrische Kliniken, Kindergärten – zentrale Aufgaben des States also – kämen ohne die Hilfe und den Gemeinsinn der Freiwilligen nicht aus. Mit seinem Vorstoß beweist der Finanzminister, was er von diesem Engagement hält. Hier wird Bürgersinn fast schon verächtlich gemacht, nach dem Motto: Mit den Deppen kann man es ja machen.

In einer Zeit der Boni und der Banker ist das verheerendes Signal. Auch so entsteht übrigens Politik-Verdrossenheit.

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