Kabale und Krawalle auf Republikaner- Parteitag
Zwar soll der Parteitag-Auftakt ganz im Zeichen von «Gustav» stehen, doch sorgten Nebenschauplätze für mehr Aufregung: eine schwangere Palin sowie Anti-Kriegsdemonstranten, die Delegierte attackierten und mit Flaschen warfen.
Mit einer bescheidenen Auftaktveranstaltung hat in St. Paul im US-Staat Minnesota der Nominierungsparteitag der Republikaner begonnen. Von der üblichen glanzvollen Eröffnung war wegen des Hurrikans «Gustav» abgesehen worden. Umso erleichterter zeigten sich die Delegierten, dass der Wirbelsturm beim Auftreffen auf die Golfküste unweit von New Orleans erheblich an Kraft verlor.
Für Aufregung sorgten in St. Paul Nachrichten über McCains potenzielle Vizepräsidentin Sarah Palin. Zunächst wurde bekannt, dass die 17-jährige Tochter der in Familienfragen streng konservativen Gouverneurin von Alaska schwanger ist. Ihre Tochter Bristol werde das Kind austragen und den Kindsvater heiraten, erklärten Sarah Palin und ihr Mann Todd. Sie seien stolz darauf, Großeltern zu werden. Das Baby soll im Dezember zur Welt kommen.
Risikofaktor Palin
Für weiteren Zündstoff sorgten Berichte, Palin habe den Chef für öffentliche Sicherheit in Alaska gefeuert, weil dieser sich geweigert habe, den Ex-Schwager der Gouverneurin zu entlassen. Mit diesem Fall beschäftigen sich zurzeit die Anwälte der Beteiligten, wie am Rande des Parteitags bekanntwurde. Zuvor hatte es geheißen, die Nominierung Palins zum «running mate» habe McCain finanziell genutzt. Sie habe Spenden von wohlhabenden Konservativen angezogen, die bislang nur sehr zögerlich McCain unterstützt hätten. Nach Angaben des republikanischen Wahlkampfteams wurden allein seit vergangenem Freitag zehn Millionen Dollar (knapp sieben Millionen Euro) eingenommen. Insgesamt habe McCain im Monat August die bislang höchste Summe von 47 Millionen Dollar eingetrieben.
Zertrümmerte Fenster
Vor dem Versammlungsort der Republikaner kam es am Montag zu teils gewaltsamen Protestkundgebungen. Aus einem friedlichen Demonstrationszug von Irak-Kriegsgegnern brachen einige Teilnehmer aus und attackierten Parteitagsdelegierte. Sie warfen mit Flaschen, zertrümmerten Fensterscheiben und zerstachen Autoreifen. Die Polizei nahm mehr als 250 Personen fest. An der Demonstration gegen die Irak-Politik von Bush beteiligten sich zeitweise bis zu 10.000 Menschen. Auf dem Parteitag soll John McCain offiziell zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten nominiert werden. Schon 15 Minuten nach der Eröffnung war klar, wie stark «Gustav» das Geschehen beeinflusste. Der Parteivorsitzende Mike Duncan rief die Delegierten auf, sich einen bestimmten Code zu notieren, um über ihr Mobiltelefon dem Roten Kreuz Spenden für die Hurrikanopfer zusagen zu können.
Werbung um Spenden
Später traten die Frauen des jetzigen und nach dem Willen der Republikaner künftigen US-Präsidenten aufs Podium, um ebenfalls für entsprechende Spenden zu werben. Es gehe jetzt darum, Menschen in Not zu unterstützen und die Parteipolitik außen vor zu lassen, erklärten Laura Bush und Cindy McCain. Präsident George W. Bush und sein Vize Dick Cheney hatten wegen des Hurrikans ihre Teilnahme an der Eröffnungsveranstaltung abgesagt. Bush reiste stattdessen nach Texas, um die Maßnahmen zum Katastrophenschutz zu überwachen. Auf «Katrina» hatte die Regierung Bush sehr zögerlich reagiert, was ihr stark angekreidet wurde. Nach der deutlichen Abschwächung von «Gustav» wurde allerdings damit gerechnet, dass der Parteitag schon bald das ursprünglich geplante Format annehmen würde. Das Programm für Dienstag wurde zunächst jedoch offen gelassen. (AP)