Jung, weiblich... verzweifelt gesucht
Horst Seehofer bastelt sich ein Kabinett und hat ein Frauen-Ticket zu vergeben: Seine mühsame Suche, seine bittere Erkenntnis.
MÜNCHEN Weiblicher soll es zugehen. Jünger. Ein Neuanfang. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer hat sich die Hürden hoch gehängt für seine Mannschaft. Vielleicht zu hoch. Seinen Nachfolger in Berlin, den CSU-Generalsekretär, sein Kabinett – das ganze Personaltableau will er in einem Guss fertigen. Am Donnerstag werden die neuen Minister und Staatssekretäre schon vereidigt. Doch wie sein Kompetenz-Team aussehen wird, weiß selbst Seehofer noch nicht. Am Dienstg machte er erstmal eine Stoffsammlung – und eine bittere Erkenntnis: Große Auswahl hat er nicht.
An jungen Frauen schon gar nicht. Und an jungen Männern wenig. Für Berlin tauchen immer wieder die gleichen Namen auf: Der 36-jährige Quereinsteiger und Überflieger Karl-Theodor zu Guttenberg. Der promovierte Jurist mit Prädikatsexamen hat schon beruflich international bewiesen, was er drauf hat. Ihm traut man jedes politische Amt zu. Auf das Frauen-Ticket setzt Ilse Aigner. Die 43-jährige Oberbayerin und Busenfreundin von Monika Hohlmeier drängt in ein Amt. Schließlich ist sie Vize-Chefin der CSU-Landesgruppe.
Ins Gespräch bringen lässt sich der Passauer Bundestagsabgeordnete Andreas Scheuer (34). Ein Hallodri, der mal Ärger hatte wegen seines Doktor-Titels aus Tschechien. Er träumt vom Generalsekretär. Auch Monika Hohlmeier sorgt dafür, dass von ihr geredet wird. Schließlich ist sie derzeit arbeitslos, hat es nicht in den Landtag geschafft. Sie weiß, Seehofer braucht Frauen. Egal, ob sie als Schulministerin versagt hat und wegen diverser Affären zurücktreten musste.
Erst nur für München, jetzt auch für Berlin im Gespräch sind die jungen CSU-Bezirkschefs Markus Ferber (43, Schwaben) und Manfred Weber (36, Niederbayern). Ferber könnte auch das Bundes-Agrarministerium übernehmen. Weber machte auf dem Parteitag eine gute Figur und drängt ebenfalls in ein Amt. Denn mit Erwin Huber haben die Niederbayern ihren einzigen Minister verloren. Das Pech der beiden: Sie sind im EU-Parlament. Die Abgeordneten in Berlin und München aber wollen niemand von außen. „Das wäre für Seehofer sonst eher eine Belastung als eine Entlastung“, heißt es.
In München sucht Seehofer nun vor allem einen Finanzminister. Georg Fahrenschon (40), bisher Finanzstaatssekretär, spekuliert auf seinen Aufstieg. Thomas Goppel (61), dessen Wissenschaftsministerium an die FDP ging, hofft auf das Schulressort. Er war mal Volksschullehrer. Schulminister Siegfried Schneider (52) möchte es eh los werden und in die Staatskanzlei wechseln. Dort muss Eberhard Sinner (64) weichen. Als Landwirtschaftsminister ist der Tierarzt und derzeitige Umweltstaatssekretär Marcel Huber (50) im Gespräch.
Markus Söder träumt vom Umweltministerium. Familienministerin Christa Stewens (63) muss in Rente. Idealbesetzung dafür wäre Ex-Generalin Christine Haderthauer (46). Doch die mag Seehofer nicht. Und es gibt Konkurrenz: Auch Justizministerin Beate Merk und die bisherige Wirtschaftsministerin Emilia Müller hätten das Ministerium gerne.
Bis Donnerstag müssen alle noch zittern. Seehofer seine neue Mannschaft erst am Morgen informieren und ganz kurzfristig in die Staatskanzlei zitieren. Damit vorher nichts durchsicker.
tbö