Jung und brutal: Griechische Anarchisten versetzen die Welt in Schrecken

Die „Verschwörung der Zellen des Feuers“ hat die Bomben aus Hass auf die EU verschickt. Neben dem deutschen Kanzleramt sollten auch der Europäische Gerichtshof, Interpol und weitere Institutionen der EU durch die Bomben getroffen werden.
von  Abendzeitung
Ein Polizist auf dem Weg zur Entschärfung (Archivbild).
Ein Polizist auf dem Weg zur Entschärfung (Archivbild). © dpa

ATHEN - Die „Verschwörung der Zellen des Feuers“ hat die Bomben aus Hass auf die EU verschickt. Neben dem deutschen Kanzleramt sollten auch der Europäische Gerichtshof, Interpol und weitere Institutionen der EU durch die Bomben getroffen werden.

Sie wollen den Sturz des Systems: In Griechenland haben sich Teile der Jugend massiv radikalisiert. Linksextreme und Autonome haben ihr Vorgehen so brutalisiert, dass selbst altgediente Anarchisten erschrecken. Eine der Gruppen, die „Verschwörung der Zellen des Feuers“, ist offenbar für die Bombe an Bundeskanzlerin Angela Merkel verantwortlich.

Zwei der mutmaßlichen Täter sind gefasst: Gerasimos Tsakalos (24) und Panagiotis Argyrou (22). Sie wollten mit Perücken, Handschuhen und schusssicherer Weste zwei Bomben-Pakete aufgeben, an Nicolas Sarkozy und die belgische Botschaft. Ein Angestellter der Kurierfirma rief die Polizei: „Sie waren sehr nervös und wollten nicht einmal die Quittung.“ Beide gehören zum Athener Autonomenmilieu. „Sie agierten wie Anfänger“, sagt ein Polizeisprecher. Nach weiteren fünf Verdächtigen aus ihrer Gruppe wird nun gefahndet – darunter Alexandros Mitrousis (21, Foto).

Alle sind junge Männer zwischen 20 und 30, viele Studenten, durchaus aus Mittelschichts- und Bürgerfamilien. Die radikale Linke in Griechenland war vor allem beim Aufstand gegen die Militärjunta 1973 aktiv, daher speist sich bis heute ihr Mythos – auch wenn das Feindbild längst verloren gegangen ist. Heute richtet sich die Wut unter anderem auf die EU, die Griechenland das drastische Sparpaket verordnet hat – im Gegenzug für die Milliardenhilfen. Daher auch die Adressaten der Bomben: Ingesamt ging ein Dutzend an europäische Regierungschefs (Bundeskanzlerin Angela Merkel, Nicolas Sarkozy, Silvio Berlusconi), Botschaften und Behörden wie Europol und EuGH. Athen ließ den gesamten Luftpostverkehr für 48 Stunden sperren. Die Bombe an Berlusconi ging im Flughafen von Bologna in Flammen auf. Verletzt wurde niemand.

Doch die Ziele der jungen Autonomonen sind oft diffuser: „Sie haben eine ungeheure Wut auf das System“, sagt ein alter Anarchist, dem die Gewaltbereitschaft Angst macht. Bei Großdemos etwa gegen G8-Gipfel sind die Athener Autonomen selbst unter Gesinnungsgenossen anderer Länder berüchtigt für ihre Brutalität. Nachdem 2008 ein 15-Jähriger von der Polizei erschossen wurde, gab es heftige Ausschreitungen. Bei den Protesten gegen das Sparpaket brannten Autonome eine Bank ab – drei Tote. Auch den heimischen Politikern schicken sie Brandbomben: Im Sommer starb dabei der Sekretär eines Ministers.

In der Bevölkerung haben sie keinen Rückhalt: Zwar lehnen 75 Prozent das drastische Sparpaket mit Lohnkürzungen und Steuererhöhungen vehement ab. Doch die Gewalt der jungen Linken „zerstört das Image unseres Landes“, klagt ein Hotelier. tan

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