Jung räumt ein: Die Lage in Kundus ist kritisch

Die Situation in Afghanistan eskaliert immer weiter. Deutsche Soldaten sind in ihre bisher größte Offensive verstrickt. Der Generalinspekteur: „Die Bundeswehr setzt alles ein, was da ist“
von  Abendzeitung

KUNDUS/BERLIN - Die Situation in Afghanistan eskaliert immer weiter. Deutsche Soldaten sind in ihre bisher größte Offensive verstrickt. Der Generalinspekteur: „Die Bundeswehr setzt alles ein, was da ist“

Es ist die bisher größte Offensive der Bundeswehr: Mit schweren Waffen, darunter Mörsergeschützen und Schützenpanzern vom Typ „Marder“, gehen gut 300 Soldaten jetzt in Nordafghanistan gegen die Taliban vor. Auch die deutsche Armeeführung spricht von einer „Eskalation“: „Es war jetzt einfach an der Zeit“, sagt der Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan.

Offenbar hat sich die Situation im deutschen Einsatzgebiet noch einmal deutlich zugespitzt. Verteidigungsminister Franz-Josef Jung (CDU) spricht von einer „kritischen Lage“ rund um Kundus. Früher hätten die Taliban vor allem Sprengstoffanschläge verübt, jetzt „treten sie militärischer auf“, so Schneiderhan. Das bedeute: Sie setzen auf Hinterhalte „und setzen ihre Waffen intelligenter ein“.

Das Wort "Krieg" ist für den Minister immer noch tabu

Bislang hatte die Bundeswehr auf Mörser verzichtet, um Zivilisten nicht zu gefährden. Mörser sind Artilleriegeschütze mit relativ kurzer Reichweite. Die „Rheinische Post“ zitierte einen Soldaten mit der Aussage: „Es wird alles eingesetzt, was da ist.“

Jung weigert sich allerdings nach wie vor, von einem Krieg in Afghanistan zu sprechen. Seine Wortwahl: „ein Stabilisierungseinsatz zum Wiederaufbau des Landes“. Es sei wichtig, nicht auf die Sprachregelung der Taliban zu verfallen, die sich selbst „Krieger“ nennen, sagt Jung.

Zugleich warnt der Verteidigungsminister eindringlich davor, den Afghanistan-Einsatz zum Wahlkampfthema zu machen. Das dürfte insbesondere auch an die CSU gerichtet sein. Deren Münchner Abgeordneter Hans-Peter Uhl hatte kürzlich einen „baldigen Abzug“ der Bundeswehr verlangt. mue

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