Jubel, Hoffnung und Zustimmung für US-Präsident Obama
WASHINGTON - 150 Jahre nach dem Ende der Sklaverei haben die Vereinigten Staaten von Amerika den ersten schwarzen Präsidenten. Vor Millionen Zuschauern in Washington legte Barack Obama (47) auf den Stufen des Kapitols seinen Amtseid ab. Danach stimmte er die Amerikaner auf schwere Zeiten ein.
In seiner Antrittsrede ließ der 44. Präsident in der mehr als 200jährigen Geschichte der USA keinen Zweifel daran, dass die Amerikaner unter seiner Führung die Herausforderungen meistern werden. Obamas Amtsantritt begleiten weltweit große Hoffnungen und Zustimmung.
Schon Stunden vor der historischen Amtseinführung des Nachfolgers von George W. Bush auf den Stufen des Kapitols den Eid ablegte, hatten sich Hunderttausende begeisterte Menschen vor dem Parlamentsgebäude versammelt.
„Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind ernsthaft und sie sind zahlreich“, sagte Obama. „Sie werden nicht leicht oder kurzfristig zu meistern sein. Aber wisse, Amerika: Wir werden sie meistern.“ Zugleich appellierte Obama an die Werte der Gründerväter der Nation. „Die Herausforderungen sind vielleicht neu, auch die Mittel mit denen wir ihnen begegnen sind vielleicht neu. Aber die Werte, auf denen unser Erfolg fußt – harte Arbeit und Ehrlichkeit, Mut und Fair Play, Toleranz und Neugier, Loyalität und Patriotismus - diese Werte sind alt. Diese Werte sind wahr.“
Unmittelbar vor seiner Antrittsrede hatte der fünftjüngste Präsident in der US-Geschichte seinen Amtseid auf die Bibel seines Idols und Vorgängers Abraham Lincoln abgelegt, der 1863 die Abschaffung der Sklaverei verkündet hatte.
Obama hob die rechte Hand zum Schwur und sprach die Eidesformel: „Ich, Barack Hussein Obama, schwöre feierlich, dass ich das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten getreulich verwalten und die Verfassung der Vereinigten Staaten nach besten Kräften erhalten, schützen und verteidigen will. So wahr mir Gott helfe.“ Zuvor war bereits Vizepräsident Joe Biden vereidigt worden. Nach der Zeremonie war eine große Parade vom Kapitol zum Weißen Haus mit rund 10 000 Teilnehmer geplant.
Nach einer Umfrage der „New York Times“ sehen vier von fünf Amerikanern seiner ersten Amtszeit zuversichtlich entgegen. Auch rund um den Globus hoffen Regierungen, dass die USA eine verantwortungsvolle Führungsrolle in der internationalen Politik übernehmen werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wünschte sich von Obama eine bessere Zusammenarbeit in der Weltpolitik.
Bush hinterlässt ein schwieriges Erbe: Die USA sind gezeichnet von der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten, zehntausende amerikanische Soldaten kämpfen im Irak und in Afghanistan. US-Medien zufolge will sich Obama schon an diesem Mittwoch mit den Spitzen der Streitkräfte und Militärberatern treffen. Auch stehe der Kampf gegen die schwere Wirtschaftskrise ganz oben auf seiner Liste.
Vor der Vereidigung kamen Obama, seine Frau Michelle sowie Vizepräsident Biden und dessen Frau Jill in Washington zu einem Gottesdienst zusammen. Der Kirchgang in der St. John's Episcopal Church hat Tradition für angehende Präsidenten. Danach trafen die Obamas mit dem scheidenden Präsidenten Bush und dessen Frau Laura im Weißen Haus zusammen.
Volksfeststimmung in Washington
Die amerikanische Hauptstadt hatte seit dem frühen Morgen einen Massenansturm erlebt. Die U-Bahnen waren völlig überfüllt. Die National Mall, die drei Kilometer lange Parkanlage zwischen Kapitol und Lincoln-Denkmal, war voller Menschen. Es herrschte Volksfeststimmung, immer wieder brach Jubel aus. Bei Temperaturen um Minus sieben Grad zogen die Menschen mit Decken und Schlafsäcken ins Stadtzentrum, viele trugen Obama-Mützen, Obama-Schals und Obama- Sweatshirts. An Kontrollposten zu den Zuschauerzonen rund um das Kapitol bildeten sich Hunderte Meter lange Menschenschlangen. Das größte Spektakel, das die US- Hauptstadt je gesehen hat, sicherten mehr als 40 000 Soldaten und Polizisten.
(dpa/AP)