Johnson gesteht Fehler bei Umgang mit Corona-Pandemie ein

Hätten mehrere Tausend Corona-Tote in Großbritannien verhindert werden können, wenn das Land anders mit der Pandemie umgegangen wäre? Premier Boris Johnson gibt zu, das Virus unterschätzt zu haben.
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Boris Johnson gesteht Fehler beim Umgang mit der Pandemie ein.
Evening Standard/Jeremy Selwyn/PA Wire/dpa/dpa Boris Johnson gesteht Fehler beim Umgang mit der Pandemie ein.

London - Am ersten Jahrestag seines Amtsantritts hat der britische Premierminister Boris Johnson Fehler im Umgang mit der Corona-Pandemie eingestanden. Vor allem das Ausmaß der Übertragung durch Menschen, die keine Symptome zeigten, sei unterschätzt worden, sagte er im Gespräch mit der BBC.

"Wir haben (das Virus) in den ersten Wochen und Monaten nicht in der Art und Weise verstanden, wie wir das gerne getan hätten." Auf die Frage, ob der Lockdown und andere Maßnahmen zur Eindämmung des Virus in dem Land zu spät gekommen seien, antwortete Johnson ausweichend. Es handle sich um "offene Fragen" unter Wissenschaftlern, sagte der konservative Politiker.

Der Epidemiologe und ehemalige Regierungsberater Neil Ferguson vom Imperial College hatte kürzlich gesagt, dass mindestens die Hälfte der mehr als 45.500 Sterbefälle in Großbritannien hätten verhindert werden können, wäre der Lockdown im März eine Woche früher durchgesetzt worden. Die Regierung hatte zunächst auf das Konzept einer sogenannten Herdenimmunität gesetzt und erst vergleichsweise spät eingelenkt. Großbritannien gilt als das am schwersten von der Pandemie betroffene Land Europas.

Auch die massenhafte Überführung von Patienten aus Krankenhäusern in Pflegeheime, ohne sie vorher getestet zu haben, gilt Fachleuten als massiver Fehler, der Tausende das Leben gekostet haben dürfte. Die Regierung von Premierminister Boris Johnson fokussierte sich auf den Ausbau von Kapazitäten für Intensivbetten. Neben fehlenden Tests hatten Berichten zufolge auch viele Heime Schwierigkeiten, an Schutzausrüstung zu kommen.

Es gibt sogar Grund zu der Annahme, dass der Pandemie in Großbritannien viele Menschen zum Opfer gefallen sind, die nie auf das Coronavirus getestet wurden. Zahlen der Statistikbehörden zufolge wurden inzwischen beinahe 55.000 Todesfälle erfasst, bei denen die Lungenkrankheit Covid-19 im Totenschein erwähnt wurde. Die sogenannte Übersterblichkeit für die Zeit der Pandemie liegt Berechnungen der "Financial Times" zufolge bei über 65.000. Mit Übersterblichkeit ist die Differenz zwischen der Zahl der Todesfälle in diesem Jahr und dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre gemeint.

© dpa-infocom, dpa:200724-99-916550/3

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