John McCain, der faire Verlierer

Der republikanische Anwärter auf den Platz im Oval Office bewahrt Haltung in der Niederlage – anders als manche seiner Parteifreunde.
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John McCain nimmt die Niederlage würdevoll an.
afp John McCain nimmt die Niederlage würdevoll an.

WASHINGTON - Der republikanische Anwärter auf den Platz im Oval Office bewahrt Haltung in der Niederlage – anders als manche seiner Parteifreunde.

Es war elf Uhr, als John McCain seinen Konkurrenten anrief und gratulierte. Bis zum bitteren Ende hatte der Republikaner gekämpft. Vergebens. Selbst die klassisch tiefroten Staaten wie Texas fielen nur knapp dem 72-Jährigen zu.

Die Welt feierte schon in Ekstase Obama, als sich McCain in einem Luxushotel in Phoenix, Arizona an seine Anhänger wandte, die sich mit versteinerter Miene an ihren Weingläsern festklammerten: „Amerika hat gesprochen, und es hat klar gesprochen,“ sagte er, „der Fehler liegt bei mir, nicht bei euch“.

John McCain, der im Laufe des Wahlkampfes auch in die Trickkiste gegriffen hatte, wenn es darum ging, seinem Konkurrenten zu schaden, bewahrte würdevoll die Haltung. Vergeblich hatte er versucht, sich von seinem unbeliebten Vorgänger George Bush zu distanzieren. Vergeblich versucht, mit Sarah Palin ehemalige Hillary-Fans für sich zu gewinnen.

„Das ist eine historische Wahl, und ich erkenne die besondere Bedeutung an, die sie für die Afro-Amerikaner hat“ erklärte McCain fair und gentleman-like. Die Buh-Rufe seiner enttäuschten Anhänger bei der Erwähnung Obamas’ nahm er mit schmerzverzerrtem Gesicht zur Kenntnis. Er forderte sie auf, die Gegensätze jetzt zu überwinden. „Ich wünsche dem Mann viel Glück, der mein Kontrahent war und mein Präsident sein wird. Was auch immer unsere Differenzen sind, wir sind amerikanische Landsleute. Keine Verbindung hat mir je mehr bedeutet.“

„John, Sie haben alles gegeben“, tröstete ihn später Noch-Präsident Bush am Telefon. „Ich bin stolz auf Sie.“

Die Republikaner stürzt die Niederlage ihres Kandidaten in eine tiefe Sinnkrise. Schon werden Stimmen laut, der Sieg Obamas sei der Anfang vom Ende des konservativen Zeitalters. Auf der Suche nach Schuldigen zeigen alle Finger auf Bush. Irak-Krieg, Rekord-Haushaltsdefizit, gigantische Schulden, Konjunkturabschwung und Finanzkrise – kein anderer Mann im Weißen Haus seit Richard Nixon war unbeliebter als er.

lka

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