Jesus und seine Geburtsstadt: Das neue Wunder von Bethlehem
Der Niedergang des kleinen Städtchens im Westjordanland ist vorbei: Touristen kommen, der Ort boomt. Und die Stimmung am Ort ist noch besser als die Lage.
Was sind schon ein paar schlechte Jahre, wenn man seit 2000 Jahren die Weihnachtszentrale schlechthin ist? Für Bethlehem, die Stadt, in der nach christlicher Überlieferung Jesus Christus geboren wurde, gibt es nach Jahren der Trübsal wieder Hoffnung. Die Touristen kommen zurück, vor allem in den Weihnachtstagen, der Aufschwung kommt mit ihnen, die Zeit der Depression und der Abwanderung der Bevölkerung scheint fürs erste vorbei zu sein: „Ruhe und eine Zunahme des Tourismus werden weiter Job-Möglichkeiten bieten und Familien ermutigen, in der Stadt zu bleiben“, sagt Bethlehems christlicher Bürgermeister Victor Batarseh.
In den vergangenen Jahren hatte das noch ganz anders ausgesehen. Weihnachtstouristen kamen, wenn überhaupt, dann nur für ein paar Stunden, nach dem Motto: einmal Geburtskirche und zurück. Seit dem Beginn des Palästinenseraufstands, der Intifada, im Jahr 2000, lief es für das 30000-Einwohner-Städtchen immer schlechter. Die Angst vor Gewalt, aber auch israelische Reiseeinschränkungen ließen den Besucherstrom drastisch abschwellen.
Bethlehems Entwicklung steht beispielhaft für den zweigleisigen Trend im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Die im Westjordanland gelegene Geburtsstadt profitiert von einer Phase relativer Ruhe. Beide Seiten reden wieder miteinander, die Zeichen stehen auf Entspannung – ganz anders als im zweiten Dauerkrisengebiet, dem Gazastreifen. Seitdem dort die radikale Hamas das Ruder übernommen hat, hat sich der Konflikt in diesem Bereich eher noch zugespitzt.
In Bethlehem dagegen hoffen die Menschen auf Entspannung und Frieden und das nicht nur zur Weihnachtszeit: Seitdem klar ist, dass die Besucherzahlen heuer mit bislang 1,2 Millionen Touristen und Pilgern der Stadt ein Rekordhoch bringen, stehen die Zeichen auch wirtschaftlich auf Expansion. 12000 neue Stellen sind schon entstanden, die Hotels sind dicht bis in den Januar. Und schon gibt es Ausbaupläne: „Wir brauchen größere Hotelkapazitäten“, sagt Bürgermeister Batarseh.
Kein Wunder, dass auch die einheimische Wirtschaftsszene in Offenbarungsstimmung ist. „Es ist ein Unterschied wie Himmel und Erde“, jubiliert der Restaurant-Unternehmer Mike Kanawati. Er eröffnet gerade einen neues Haus nahe der Geburtskirche.
Dabei wissen alle genau, wem sie den neuen Aufschwung zu verdanken haben: dem weltweiten religiösen Interesse an ihrer Heimat. Und dem Engagement der Kirchen in den letzten Jahren. Batarseh: „Alle Kirchen haben sich darum bemüht, Bethlehem als eine sichere Stadt zu präsentieren. Sie haben ihren Gläubigen deutlich gemacht, dass sie den Christen im Heiligen Land helfen, indem sie hierher pilgern.“
Der Ort, an dem Jesus zur Welt kam
„Aber du, Bethlehem-Efrata, so klein unter den Gauen Judas, aus dir wird mir einer hervorgehen, der über Israel herrschen soll“: Das Alte Testament (Micha 5) hatte sie prophezeit, im Neuen Testament wird sie insbesondere im Lukas-Evangelium ausführlich beschrieben: die Geschichte von Jesus Christus Geburt in Bethlehem. Über der Höhle, in der nach christlicher Überlieferung Jesus zur Welt kam, steht bereits seit dem sechsten Jahrhundert die berühmte Geburtskirche, an der Stelle einer Basilika aus dem vierten Jahrhundert. Die außergewöhnliche Kirche erinnert an eine Festung, und das war sie in gewisser Weise auch: Ihr nur 1,20 Meter hoher Eingang sollte im Mittelalter Ritter davon abhalten, mit ihren Pferden in die Kirche zu reiten.
In der Grotte findet sich der Silberstern, der den exakten Geburtsort Jesus Christus markieren soll. 15 Lampen über dem Stern stehen für die Konfessionen. Die Behörden rechnen mit gut 60000 Christen, die zu Weihnachten an den Gottesdiensten in Bethlehem und in Nazareth, der Heimatstadt von Maria und Josef, teilnehmen werden.
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