Jerzy Montag: „Ein beklemmendes Gefühl“

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Jerzy Montag soll im Visier der Nazis gewesen sein. Im AZ-Interview spricht Jerzy Montag über seinen Namen auf der Liste.  
von  Abendzeitung
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Jerzy Montag und der CSU-Parlamentarier Hans-Peter Uhl sollen im Visier der Nazis gewesen sein.
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Jerzy Montag und der CSU-Parlamentarier Hans-Peter Uhl sollen im Visier der Nazis gewesen sein. © dpa

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Jerzy Montag und der CSU-Parlamentarier Hans-Peter Uhl sollen im Visier der Nazis gewesen sein. Jerzy Montag spricht über seinen Namen auf der Liste. Der 63-jährige Rechtsanwalt kommt aus München und ist seit 2002 für die Grünen im Bundestag.

AZ: Was hat es mit diesen Listen auf sich?

JERZY MONTAG: In den Trümmern des Hauses in Zwickau wurden Speichersticks gefunden mit unterschiedlichen Listen. Auf einer standen mein Name und der von Hans-Peter Uhl (CSU).

Haben Sie je Drohungen aus diesem Milieu erhalten?

Morddrohungen habe ich nie bekommen. Mir scheint es aber auch so, dass diese Menschen keine Drohungen verschicken, sondern Kugeln. Trotzdem will ich den Ausdruck Todesliste nicht benutzen. Noch ist unklar, welchen Sinn und Zweck diese Listen hatten. Im Visier dieser Leute gestanden zu haben ist, kein gutes Gefühl.

Wie wurden Sie informiert?

Am Montag wurde der Innenausschuss des Bundestages vertraulich von den Behörden informiert. Von den Mitgliedern erfuhr ich anschließend, dass auch mein Name vorkam. Ich rief beim Bundeskriminalamt an, das mir alles bestätigte.

Wurden Sie von der Polizei um Mithilfe gebeten?

Nein, bislang war mein Anruf beim BKA der einzige Kontakt.

Wie erklären Sie sich, dass Sie ins Visier der Rechtsradikalen geraten sind?

Ich habe mich Zeit meines politischen Lebens mit alten und neuen Nazis beschäftigt. Mein politisches Wirken richtet sich gegen Anfeindungen auf die Demokratie. Das machen viele andere auch. Ich habe keine Erklärung. Was bleibt, ist ein beklemmendes Gefühl. Ich bin der festen Überzeugung, dass der rechtsterroristische Untergrund nicht nur aus drei oder vier Personen besteht – und dass er auch heute noch existiert. Auch andere Menschen können sich so etwas ausdenken.

Welche Konsequenzen werden Sie ziehen?

Ich werde meine Arbeit bei den Grünen weitermachen und mich nicht einschüchtern lassen. Eine Verniedlichung des Rechtsradikalismus können wir uns nicht leisten. Int.: V. Assmann

Der 63-jährige Rechtsanwalt kommt aus München und ist seit 2002 für die Grünen im Bundestag

 

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