Jemen: Keine neuen Fahndungsergebnisse nach entführten Deutschen
Die Mordanschläge und Entführungen im Jemen signalisieren laut dem deutschen Verfassungsschutz, dass Deutsche im Ausland immer mehr ins Visier von Terroristen geraten. Bei der Suche nach den Entführern der fünf verschleppten Bundesbürger gibt es weiterhin keine neuen Erkenntnisse.
Der Verfassungsschutz sieht Deutsche im Ausland verstärkt im Visier von Terroristen. Die jüngsten Mordanschläge und die Entführung von Deutschen im Jemen passten in dieses Bild, sagte der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV), Heinz Fromm, dem Nachrichtenmagazin „Focus“. Derweil tappen die Behörden im Jemen bei der Suche nach den Entführern der fünf verschleppten Deutschen offensichtlich weiter im Dunkeln. Es würden alle „Möglichkeiten“ in Betracht gezogen, sagte ein Sprecher des Innenministeriums am Samstag in Sanaa. Im Auswärtigen Amt arbeitete der Krisenstab nach wie vor intensiv an der Aufklärung des Falls, berichtete eine Sprecherin in Berlin.
Für die jemenitischen Behörden habe die Unversehrtheit der Geiseln absolute Priorität, sagte Innenminister Mutahar al-Masri vor Journalisten in Sanaa. Neue Fahndungsergebnisse präsentierte er nicht. Von dem Ehepaar aus Sachsen und seinen drei kleinen Kindern fehlt seit der Entführung am 12. Juni jede Spur. Zusammen mit ihnen war in der nordwestlichen Provinz Saada ein britischer Ingenieur verschleppt worden. Zwei junge deutsche Helferinnen und eine koreanische Lehrerin wurden von den Kidnappern bereits umgebracht.
El Kaida übt Druck auf deutsche Entscheidungen aus
Fromm sagte laut „Focus“, die Terrororganisation El Kaida und ihr nahestehende Organisationen versuchten derzeit, Druck auf politische Entscheidungen in Deutschland auszuüben. Dabei gehe es vor allem um den Bundeswehreinsatz in Afghanistan, dessen Ende die Terroristen herbeiführen wollten.
Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtet unter Berufung auf den Krisenstab, wütende Muslime hätten den entführten deutschen Techniker bedroht und aufgefordert, seine Missionierungsversuche einzustellen. Der Mann aus Sachsen habe den Zwischenfall in einem Brief an Freunde geschildert. Auch in den Hinterlassenschaften der beiden erschossenen Frauen hätten die Ermittler Missionsschriften gefunden. Der Krisenstab gehe deshalb davon aus, dass die Deutschen im Jemen als Missionare galten. Das Außenministerium wollte sich dazu nicht äußern.
Getötete Frauen angeblich keine Missionarinnen
Die beiden getöteten deutschen Frauen waren Studentinnen der Bibelschule Brake in Lemgo und hatten wie die anderen Entführungsopfer in einem Krankenhaus im nord-jemenitischen Saada gearbeitet. Die Schule weist Spekulationen über einen Missionsauftrag der Frauen zurück: „Diese Behauptung ist falsch und entbehrt jeder Grundlage. Richtig ist vielmehr, dass sie als Praktikantinnen der niederländischen Hilfsorganisation „Worldwide Services“ in einem ausschließlich humanitären Dienst in einem staatlichen Krankenhaus eingesetzt wurden“, heißt es auf der Internetseite der Schule.
Die Sicherheitskräfte im Jemen fahnden seit Tagen intensiv nach der Familie und dem britischen Ingenieur. Der Sprecher des jemenitischen Innenministeriums äußerte am Samstag erneut den Verdacht, dass schiitische Houthi-Rebellen, die in der Provinz eine Hochburg haben, hinter der Tat stecken. Auch wenn sie nicht selbst die Entführer seien, müssten sie diesen zumindest geholfen haben, meinte der Regierungsmitarbeiter. Die Houthi-Rebellen haben eine Beteiligung an der Entführung bestritten. Bisher hat sich niemand zu der Tat bekannt. (dpa)
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