Jedes Jahr 1,9 Prozent mehr Rente?

BERLIN - Die Regierung legt ihren Bericht über die Zukunft der Alterssicherung vor - inklusive recht rosiger Prognosen über Renten und Löhne. "Die Rente ist krisenfest", sagt Arbeitsminister Olaf Scholz.
Rentner, Hartz-IV-Empfänger und Kinder sollen mehr Geld bekommen – allerdings nur ein klein bisschen. Das geht aus Berichten über die künftige Entwicklung von Renten, Alterssicherung und Existenzmininum hervor, die die Regierung gestern veröffentlicht hat. Arbeitsminister Olaf Scholz sagte, die Rente sei trotz aller Turbulenzen „krisenfest“, die Ruheständler gut versorgt. Die AZ stellt die wichtigsten Prognosen vor:
Rentenbeitrag: Der Beitragssatz zur Rentenversicherung, der seit Anfang 2007 bei 19,9 Prozent liegt, soll bis 2011 stabil bleiben und 2012 laut Regierung sogar auf 19,2 Prozent sinken. Damit hätte ein Durchschnittsverdiener mit 2500 Euro brutto 8,75 Euro monatlich mehr in der Tasche. Langfristig soll der Beitragssatz aber wieder steigen: 2020 bis maximal 20 und 2030 bis maximal 22 Prozent.
Rentenhöhe: Die 20,2 Millionen Rentner können nach der Studie ab Juli 2009 mit einem Plus von 2,75 Prozent rechnen. 2010 gibt’s 1,8 und 2011 nur mehr 0,58 Prozent obendrauf. Bis 2022 steigen die Renten nach den Berechnungen um 32 Prozent. Das entspricht einem durchschnittlichen Plus von 1,9 Prozent im Jahr. Damit blieben die Renten hinter den Löhnen zurück – die Regierung nimmt an, dass die Löhne 2009 um 2,8 Prozent steigen und danach bis 2012 um 2,3 Prozent jährlich.
Finanzreserve: Die Finanzreserve der Rentenkassen wird Ende 2008 mit 15,8 Milliarden Euro knapp einer Monatsausgabe entsprechen. Bis 2012 soll sie bis auf über 27 Milliarden Euro aufgestockt werden.
Ostrentner: Die Rentner im Osten erhalten deutlich höhere Altersgelder als im Westen: 2007 erhielten Männer in den alten Ländern durchschnittlich 951 Euro Rente im Monat, im Osten 994 Euro. Bei Frauen waren es 478 beziehungsweise 666 Euro. Grund für das Gefälle sind die längeren Beschäftigungszeiten und die sehr hohe Frauenbeschäftigungsquote in der Ex-DDR. Bei den Gesamteinkünften inklusive Mieteinnahmen und Betriebsrenten dagegen haben die West-Rentner die höheren Bezüge. So kassierte ein Rentnerehepaar über 65 Jahren 2007 im Westen monatlich im Schnitt 2350 Euro netto, im Osten nur 1937 Euro. Bei alleinstehenden Rentnern waren es 1568/1188 Euro (West/Ost), bei alleinstehenden Frauen 1201/1152 Euro.
Milliardenloch: Das Defizit in der Rentenkasse Ost soll bis 2022 von heute 12,1 auf dann 18,8 Milliarden Euro anwachsen – ein Plus von 55 Prozent. Steuerzahler und Arbeitnehmer aus dem Westen müssen bis dann 212 Milliarden Euro berappen, um das Loch zu stopfen.
Hartz IV und Kindergeld: Der Existenzminimumbericht legt den Betrag fest, den der Staat nicht besteuern darf, weil er nur das lebensnotwenige Minimum abdeckt. Für Kinder soll er auf 6024 Euro im Jahr wachsen. Auf dieser Grundlage will die Regierung den Hartz-IV-Regelsatz von durchschnittlich 349 auf 355 Euro erhöhen. Das Kindergeld soll für das erste und zweite Kind ab Januar 2009 von 154 auf 164 Euro im Monat erhöht werden. Für das dritte Kind gibt’s dann 170 statt bislang 154 Euro – und ab dem vierten Kind 195 statt 179 Euro.