Jeder will, aber wer darf?

Alles drängt ins neue Kabinett von Horst Seehofer – ganz besonders stark der Juniorpartner FDP, denn nach den Chaostagen bei der BayernLB haben nun die Liberalen die Schwarzen im Sack.
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Söder und Seehofer: Die Liberalen haben die Schwarzen im Sack.
dpa Söder und Seehofer: Die Liberalen haben die Schwarzen im Sack.

MÜNCHEN - Alles drängt ins neue Kabinett von Horst Seehofer – ganz besonders stark der Juniorpartner FDP, denn nach den Chaostagen bei der BayernLB haben nun die Liberalen die Schwarzen im Sack.

Es sah alles so harmonisch aus bei der Anbahnung zwischen CSU und FDP. Doch aus den vorgezogenen Flitterwochen wurden Chaostage. Das Desaster um die BayernLB hat alles durcheinandergewirbelt. Jetzt haben die Liberalen die Schwarzen im Sack. Die CSU zittert vor Furcht, während die FDP ganz cool ihre Muskeln spielen lässt. „Die Liberalen legt jetzt die Hürden immer höher“, geht in der CSU-Fraktion die Angst um. Erst sei nur von zwei Ministerien die Rede gewesen. „Nun wollen sie schon drei oder vier“, klagt ein führender CSU-Mann.

So jedenfalls hat sich Horst Seehofer den Start seiner Regierung nicht vorgestellt. „Ein solches Durcheinander habe ich in meiner 40-jährigen politischen Laufbahn noch nicht erlebt“, klagt er. FDP-Verhandlungsführerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sagt zur AZ: „Das ist unvorstellbar, was da passiert ist. Bei uns herrscht blankes Entsetzen.“ Für die CSU sei das jetzt eine ganz schwierige Zeit.

Die Opposition bekommt schon Oberwasser, bevor der künftige Bayern-Regent überhaupt gekürt ist. Grünen-Chef Sepp Daxenberger lästert über ihn: „Der neue Master of Desaster. Ein Neuanfang ist Seehofer nicht.“ Die SPD giftet: „Die CSU muss auf die Oppositionsbank.“ Bayern brauche jetzt einen politischen Neuanfang. „Mit dieser CSU aber ist der nicht möglich“, sagt Oppositionsführer Franz Maget, der von einer Vierer-Koalition geträumt hatte.

Den CSU-Abgeordneten und ihren noch amtierenden Ministern wird nun erstmals bewusst, in welcher Lage sie sich nach dem Verlust der absoluten Mehrheit tatsächlich befinden. Die FDP, die kleinste Fraktion im Landtag, hat sie in der Hand, weil ganze zwei Stimmen für die Mehrheit fehlen. „Die Situation ist exorbitant beschissen“, sagt ein Kabinettsmitglied zur AZ. Denn in der Fraktion rechnet man fest damit, dass Sabine Leutheusser-Schnarrenberger heute ganz hoch pokern wird und vier Top-Ministerien für die Liberalen beanspruchen will: Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung und Finanzen. Das würde aber bedeuten: Auch der glücklose bayerische Schulminister Siegfried Schneider und Hochschulminister Thomas Goppel wären ihren Job los.

Bei den Liberalen steht FDP-Fraktionschef Martin Zeil für das Wirtschaftsministerium bereit. Renate Will, die bildungspolitische Sprecherin, für das Schulministerium. Fürs Finanzministerium hätte die FDP Klaus von Lindeiner, den früheren Finanzvorstand von Wacker-Chemie, der allerdings schon im Rentenalter ist. Er war es, der am vergangenen Samstag den Stein mit der BayernLB ins Rollen gebracht hat.

„Wir brauchen jetzt eine Aufbruchstimmung, wenn wir mit der neuen Regierung starten“, sagt Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Ihr würde die CSU gerne das Justizministerium schmackhaft machen. Auf die Hoheit über die Gerichte und Gefängnisse könnten die Christsozialen noch am leichtesten verzichten. Im scheidenden Kabinett wanzten sich gestern die noch-amtierenden Minister an Horst Seehofer und zeigten sich von ihrer besten Seite. Als Bewerbung für die neue Regierung. Denn dass der neue Super-Mann mit der alten Staatsregierung brechen will, hat manchem schon schlaflose Nächte bereitet.

Angela Böhm

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