James Bond lässt grüßen: Der Online-Spion

Der Fall Wikileaks erinnert immer stärker an einen Geheimdienstkrimi: Scotland Yard weiß, wo Julian Assange sitzt, schützt ihn aber vor Interpol. Und in den USA wird seine Hinrichtung gefordert.
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Scottland Yard weiß wo Assange ist, sagt aber nichts.
dpa Scottland Yard weiß wo Assange ist, sagt aber nichts.

STOCKHOLM/LONDON - Der Fall Wikileaks erinnert immer stärker an einen Geheimdienstkrimi: Scotland Yard weiß, wo Julian Assange sitzt, schützt ihn aber vor Interpol. Und in den USA wird seine Hinrichtung gefordert.

Mein Name ist Assange, Julian Assange: Sollten die Autoren von James Bond gerade auf der Suche nach neuem Stoff sein, könnte man ihnen das Spektakel um die Wikileaks-Enthüllungen von Tag zu Tag mehr ans Herz legen. Am Donnerstag wurde klar, wo sich der von Interpol gejagte Online-Enthüller vermutlich aufhält: im Süden Englands. Dort weiß Scotland Yard angeblich genau Bescheid über Assanges Schalten und Walten.

Sie kann ihn aber nicht festnehmen: Formfehler in dem schwedischen Haftbefehl verhindern das angeblich. Die Schweden hätten beim Ausfüllen der Interpol-Unterlagen etwas falsch gemacht, hieß es.

Damit steht der Vorwurf der Vergewaltigung gegen Assange weiter im Raum. Der 39-Jährige, den zwei Schwedinnen belasten, versuchte, sich in Stockholm vor dem Obersten Gerichtshof zu wehren. Aber erfolglos: Die Richter ließen den schwedischen Haftbefehl in Kraft. Assange vermutet dahinter eine gesteuerte Kampagne aus den USA, um ihn auszuschalten.

Dass die USA die Daumenschrauben anziehen, um Wikileaks mundtot zu machen, wird jedenfalls immer deutlicher: Auf Druck aus der Politik hin schaltete der Internet-Großhändler Amazon den Zugang zu Wikileaks auf seinen Servern ab. Amazon betreibt auch einen Online-Speicherservice; die USA und ihre Kommentare über Verbündete stehen im Zentrum der neuesten Enthüllungen von Wikileaks.

Doch das Abschalten einzelner Speicherorte bringt bei dem dezentralen Aufbau des Internets praktisch nichts. Andere Server springen dann ein: Wikileaks.org ist nach wie vor gut erreichbar, und jeder kann dort die 250000 geheimen Dokumente herunterladen. Am Donnerstag kamen neue Depeschen von US-Diplomaten ans Licht, die auch alle gut und gerne James Bond beschäftigen könnten:

Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin wird darin beschuldigt, vom Giftmord an dem russischen Ex-Geheimdienstler Alexander Litwinenko gewusst zu haben. Dafür spreche schon Putins „Detailverliebtheit“. Litwinenko war in London radioaktives Material in den Tee gemischt worden, woran er starb.

Und der scheidende haitianische Präsident René Préval fürchtet offenbar nichts so sehr, wie vom Nachfolger ins Exil geschickt zu werden. Das ist eine pikante Analyse: Préval wird vorgeworfen, gerade erst die Wahlen zugunsten seines Wunschnachfolgers manipuliert zu haben.

Wie gereizt die Stimmung im US-Establishment gegen Wikileaks ist, machte eine Forderung des republikanischen Ex-Gouverneurs von Arkansas deutlich: Mike Huckabee forderte die Hinrichtung von Assange. „Alles andere wäre eine zu milde Strafe für diesen Hochverrat.“

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