Israels Botschafter: Juden sollten nicht "weglaufen"

Wie sicher sind Juden in Deutschland? Nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle hat diese Diskussion an Fahrt aufgenommen. Jetzt schaltet sich der israelische Botschafter mit einem Ratschlag ein.
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Jeremy Issacharoff ist israelischer Botschafter in Deutschland.
Michael Kappeler/dpa/dpa Jeremy Issacharoff ist israelischer Botschafter in Deutschland.

Berlin (dpa) – Israels Botschafter Jeremy Issacharoff sieht keine Anzeichen dafür, dass in Deutschland lebende Juden wegen antisemitischer Angriffe in größerer Zahl das Land verlassen könnten.

Er rät auch davon ab: "Ich würde niemals wollen, dass Juden vor etwas weglaufen", sagte der höchste Vertreter Israels in Deutschland knapp drei Monate nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. "Ich glaube nicht, dass das die richtige Antwort für irgendjemanden wäre – nicht für sie (die Juden) und nicht für die deutsche Gesellschaft."

In Frankreich war nach einem schweren antisemitischen Anschlag 2012 eine zunehmende Zahl von Juden nach Israel ausgewandert. Die französische jüdische Gemeinde ist die größte Europas und nach Israel und den USA die drittgrößte weltweit.

Issacharoff betonte, dass er eine solche Entwicklung in Deutschland nicht erwarte. Im Gegenteil: Er spüre eine Entschlossenheit unter den Juden in Deutschland, ihr Leben so weiterzuleben wie bisher.

Er glaube auch nicht, dass der Anschlag von Halle oder andere antisemitische Straftaten Touristen aus Israel abschrecken würden, nach Deutschland zu kommen: "Im Moment sehe ich einen normalen Besucherstrom von Israelis nach Deutschland, nach Berlin, nach Frankfurt und in andere Städte. Und ich erwarte da in naher Zukunft auch keine Veränderung."

Am 9. Oktober hatte der schwer bewaffnete Rechtsterrorist Stephan B. versucht, in die Synagoge in Halle einzudringen. Gut 50 Menschen waren in dem Gotteshaus in Todesangst, als der Mann gegen die Tür schoss und Sprengsätze warf. Als das scheiterte, erschoss er eine 40-jährige Frau aus Halle und kurz darauf einen 20 Jahre alten Mann in einem nahe gelegenen Dönerladen. Auf seiner Flucht verletzte der Schütze auch ein Ehepaar schwer.

Issacharoff sagte, es wäre eine Katastrophe für Deutschland gewesen, wenn der Attentäter in die Synagoge gelangt wäre und dort zahlreiche Juden getötet hätte. "Ich glaube, das hätte sehr, sehr spürbare Auswirkungen auf Deutschlands moralisches Ansehen und auf seine Identität gehabt. Ich glaube, der Effekt wäre dramatisch gewesen."

Der israelische Botschafter zeigte sich zufrieden mit den Maßnahmen, die die deutschen Behörden bisher ergriffen haben, um jüdische Einrichtungen zu schützen. "Das war ein Warnsignal an die deutschen Behörden und sie haben substanzielle Schritte zur Verbesserung der Sicherheit eingeleitet."

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