Israel startet Militäroffensive im Gazastreifen
Tel Aviv - Auch Wohnhäuser seien beschossen und zerstört worden. Zwölf Menschen seien verletzt worden, sagte ein Sprecher der lokalen Notfalldienste. Eine Sprecherin des israelischen Militärs bestätigte die Luftschläge. Zu Berichten über Angriffe auf Wohnhäuser konnte sie sich zunächst nicht äußern.
Die Gewalt zwischen Israelis und militanten Palästinensern war zuletzt eskaliert. Beide Seiten beschießen sich seit Tagen mit Raketen und Granaten. In mehreren Städten kam es zu Krawallen. Auslöser waren die Entführung und die Ermordung von drei jüdischen Religionsschülern sowie der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Jugendlichen. In der Region wächst die Sorge vor einem neuen Gaza-Krieg sowie einem neuen Palästinenser-Aufstand.
Nach Angaben des israelischen Militärs trägt die nun gestartete Offensive den Namen "Operation Protective Edge" (hebräisch: "Zuk Eitan"). Ihr Ziel sei es, den Terror zu beenden, der die Israelis täglich bedrohe, schrieb ein Sprecher beim Kurznachrichtendienst Twitter. Vorbereitungen der Armee auf einen größeren Einsatz liefen bereits. Zuletzt wurden nach Angaben eines Sprechers 1500 Reservisten mobilisiert.
Nach Angaben aus palästinensischen Sicherheitskreisen zerstörten israelische Kampfflugzeuge am frühen Dienstagmorgen im Süden des Gazastreifens drei Häuser von Hamas-Mitgliedern. Die dort lebenden Familien hätten zuvor einen Warnanruf der israelischen Armee erhalten.
Der bewaffnete Arm der Hamas warnte umgehend vor weiteren solchen Attacken. Angriffe auf Wohnhäuser seien eine rote Linie, schrieben die Al-Kassam-Brigaden in einer per Email verbreiteten Mitteilung. Sollte dies nicht gestoppt werden, "werden wir darauf mit einer überraschenden Ausweitung unserer Attacken reagieren".
Die Hamas hatte am Montagabend Dutzende von Raketen auf Israel abgefeuert. Die israelischen Streitkräfte teilten mit, es seien Ortschaften im Umkreis von 40 Kilometern vom Gazastreifen angegriffen worden. Zahlreiche Raketen seien vom Abwehrsystem "Iron Dome" abgefangen worden. Dem Militär zufolge erfolgten am Morgen weitere Raketenangriffe aus dem Gazastreifen.
Unfreiwillig hineingezogen in die Auseinandersetzungen wurden die Passagiere und die Besatzung eines Kreuzfahrtschiffes des Rostocker Unternehmens Aida Cruises. Wie ein Korrespondent der ARD-"Tagesthemen" unter Berufung auf einen Fahrgast berichtete, fielen Trümmerteile mehrerer abgefeuerter Raketen am Montagabend auf das Schiff Aida Diva. Das Unternehmen teilte mit, bei dem Vorfall seien keine der 2700 Gäste und Crew-Mitglieder verletzt worden. Die auf dem Passagierdeck entdeckten "Kleinstpartikel" hätten keinen Schaden am Schiff angerichtet. Sie könnten nach ersten Einschätzungen von Abwehrraketen stammen.
Der Vorfall habe sich beim planmäßigen Auslaufen aus dem israelischen Hafen Aschdod, etwa 30 Kilometer nördlich des Gazastreifens, ereignet. Das Schiff habe ohne Verzögerung den Hafen verlassen und befinde sich auf dem Weg nach Kreta. Der Zwischenfall wurde weder von der israelischen Armee noch von Hamas-Vertretern bestätigt.
Im Streit um das richtige Vorgehen angesichts der Eskalation der Gewalt brach Außenminister Avigdor Lieberman das Bündnis seiner Partei mit dem regierenden Likud. Seine Fraktion wolle aber in der von Regierungschef Benjamin Netanjahu geführten Koalition bleiben.
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