Israel setzt Offensive im Gazastreifen fort
Tel Aviv/Gaza (dpa) - Zu Beginn der dritten Woche der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen bleiben die Fronten verhärtet. Israel machte deutlich, dass es sich keinem internationalen Druck beugen werde. Ministerpräsident Ehud Olmert deutete aber ein mögliches Ende an.
«Wir nähern uns den selbst gesetzten Zielen an», sagte Olmert am Sonntag zum Auftakt der wöchentlichen Kabinettssitzung in Jerusalem. Unterdessen betonte die radikal-islamische Hamas ihren Kampfeswillen. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier führte am Sonntag im Rahmen seiner Nahostreise in Israel Gespräche.
Der amtierende Regierungschef Olmert rief seine Landsleute zu Geduld und Entschlossenheit auf, um nicht in letzter Minute das zu verlieren, was zuvor in einer beispiellosen Anstrengung des ganzen Landes erreicht worden sei. Israel hatte am 27. Dezember seine Offensive begonnen, um nach eigenen Angaben den Raketenbeschuss durch militante Palästinenser soweit wie möglich zu reduzieren.
Im syrischen Exil warf Hamas-Politbürochef Chaled Maschaal Israel vor, einen «Holocaust» zu verüben. Der Militäreinsatz sei gescheitert und habe alle Ziele wie den Sturz der Hamas-Herrschaft verfehlt. Maschaal lehnte die von Israel geforderte langfristige Waffenruhe ab, weil damit das Recht des palästinensischen Volkes auf Widerstand beschnitten werde. Nach den Worten Maschaals wird die Hamas auch keine internationalen Beobachter im Gazastreifen akzeptierten. Hamas hat gefordert, alle internationalen Initiativen müssten ein Ende der israelischen Angriffe, einen sofortigen Rückzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen, ein Ende der Blockade und eine Öffnung aller Grenzübergänge beinhalten.
Israel setzte seine Offensive im Gazastreifen in der Nacht zum Sonntag unvermindert fort. Bodentruppen rückten weiter in die Stadt Gaza vor. Nach Augenzeugenberichten rollten israelische Panzer und gepanzerte Fahrzeuge etwa einen Kilometer tief in den Süden der Stadt. In dem Scheich Adschlin-Viertel in Küstennähe sei es zu heftigen Kämpfen mit militanten Palästinensern gekommen.
Zuvor waren bei israelischen Angriffen an verschiedenen Orten im Gazastreifen zwölf Palästinenser getötet worden, darunter sechs bei einem Luftangriff in Bet Lahia. Laut palästinensischen Ärzten starben am Samstag mehr als 30 Menschen. Insgesamt belief sich die Zahl der Toten seit dem 27. Dezember nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Gaza bis Sonntagmittag auf 878, mehr als 3500 seien verletzt worden.
Eine israelische Armeesprecherin sagte am Sonntag, die Luftwaffe habe seit Mitternacht etwa 60 Ziele angegriffen, darunter an der Grenze zu Ägypten mehrere Schmugglertunnel. Die israelische Luftwaffe bombardierte in der Nacht zum Sonntag auch das Haus von Ahmed al-Jabari, einem der wichtigsten Führer der radikal-islamischen Hamas- Organisation im Gazastreifen. Unklar war, ob es dabei Opfer gab. Die Hamas-Spitze ist untergetaucht. Auch Jabari, Kommandeur des militärischen Hamas-Flügels, wechselt aus Furcht vor Anschlägen ständig das Versteck.
Eine dreistündige Feuerpause wurde wieder nicht eingehalten. Nach Angaben eines Armeesprechers feuerten militante Palästinenser während dieser Zeit Raketen auf Israel ab. Mindestens 15 Raketen seien am Sonntag auf israelischem Boden eingeschlagen.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier führte am Sonntag Gespräche in Israel. In Jerusalem kam er am Vormittag mit Staatspräsident Schimon Peres zusammen. Peres versicherte Steinmeier, dass Israel den Gazastreifen nicht wiedererobern wolle. Ziel Israels sei auch nicht der Sturz der Hamas. Israel wolle die Raketenangriffe beenden.
Am Vortag hatte Steinmeier nach Gesprächen in Ägypten angekündigt, Deutschland wolle mit der Entsendung von Grenzschutz- und Zollexperten die Bemühungen um einen Waffenstillstand im Gazastreifen vorantreiben. Bei einem Besuch am Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen erlebte der Außenminister den Krieg aus der Nähe: In nur etwa 500 Meter Entfernung schlugen auf der palästinensischen Seite der Grenze eine Bombe und eine israelische Rakete ein.
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