Israel droht mit «Krieg bis zum bitteren Ende»

Während die Armee Gebäude der Hamas bombardiert, spricht der israelische Verteidigungsminister von einer möglichen Ausweitung der Militäroperation. Im Iran rufen Geistliche zum Kampf gegen Israel auf.
Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak hat den militanten Palästinensergruppen im Gazastreifen offen mit einer Bodenoffensive gedroht. Die bisherige Operation werde ausgeweitet, wenn dies notwendig sein sollte, sagte Barak während einer Sondersitzung des Parlaments am Montag in Jerusalem. Barak machte deutlich, dass die israelische Armee ihre Ziele mit aller Entschlossenheit verfolge.
Der Militäreinsatz sei keine Folge von «Wut» oder «Rachegelüsten», sagte Barak. Die Operation sei akribisch geplant worden. Sie werde mit klarem Kopf und Verantwortungsgefühl ausgeführt. Israel führe gegen die palästinensische Organisation einen «Krieg bis zum bitteren Ende», sagte Barak. Am dritten Tag ihrer Angriffe auf den Gazastreifen hat die israelische Luftwaffe wichtige Gebäude der Hamas bombardiert. Angriffsziele waren die Islamische Universität, ein Haus neben der Residenz des Ministerpräsidenten und ein Gebäude der Sicherheitskräfte in Gaza. Die Zahl der Todesopfer stieg nach Angaben palästinensischer Ärzte auf mindestens 315. Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak schloss eine Verhandlungslösung mit der Hamas aus.
UN-Hilfswerk: 51 Tote in der Zivilbevölkerung
An der Grenze zum Gazastreifen wurden unterdessen weitere Panzer stationiert, während die Einberufung von 6500 Reservisten für eine mögliche Bodenoffensive umgesetzt wurde. Israel öffnete aber auch einen Grenzübergang in den Gazastreifen, den bis zum Mittag etwa 40 Lastwagen mit Hilfsgütern passierten, wie ein Militärsprecher erklärte.
Unter den Todesopfern waren nach Angaben palästinensischer Ärzte sieben Kinder unter 15 Jahren. Das UN-Hilfswerk für die Palästinenser sprach von 51 Toten in der Zivilbevölkerung. Nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums sind die neun Krankenhäuser im Gazastreifen überfüllt. Es gebe mehr als 1400 Verletzte, von denen viele jetzt in Arztpraxen und auch in Privatwohnungen behandelt werden müssten.
Hamas feuert weiter Raketen
Im Morgengrauen waren große schwarze Rauchwolken über Gaza zu sehen, überall war das Dröhnen der Triebwerke pilotloser israelischer Drohnen zu hören. Dazu gab es ständig Explosionen neuer Einschläge von Bomben und Raketen. Am späten Sonntagabend wurden bei einem Luftangriff auf das Flüchtlingslager Dschebalija nach palästinensischen Angaben fünf Menschen getötet, darunter ein 14 Monate altes Baby. In Rafah im südlichen Gazastreifen wurden demnach bei einem Luftangriff ein Kleinkind und seine beiden Brüder im Teenageralter getötet. Der Angriff soll einem Kommandeur der radikalislamischen Hamas gegolten haben. Im Gaza-Stadtteil Seitun wurde ein Ehepaar bei einem Luftangriff getötet. Trotz der Offensive feuerte die Hamas wieder Raketen auf Israel ab. Ein Geschoss schlug in der Stadt Aschkelon ein und tötete einen Arbeiter. Es war das erste Mal, dass es dort ein Todesopfer infolge von Raketenbeschuss gab.
Iran ruft Freiwillige zum Kampf gegen Israel auf
Eine einflussreiche Gruppe konservativer iranischer Geistlicher hat am Montag mit der Registrierung von Freiwilligen zum Kampf gegen Israel begonnen. Dazu eröffnete die Gruppe Dschame-e-Ruhaniat-e-Mobares Interessenten auf ihrer Website drei Möglichkeiten der Unterstützung des Kampfes: auf militärische, finanzielle oder öffentlichkeitswirksame Art.
Der Schritt erfolgte demnach als Reaktion auf ein religiöses Edikt des obersten iranischen Geistlichen, Ayatollah Ali Chamenei, vom Sonntag. Darin hatte Chamenei erklärt, jeder, der bei der Verteidigung von Palästinensern im Gazastreifen gegen israelische Angriffe getötet werde, gelte als Märtyrer. Die Türkei stellte angesichts der Angriffe ihre Vermittlungsbemühungen ein. Unter diesen Umständen sei es nicht möglich, die Gespräche fortzusetzen, sagte der türkische Außenminister Ali Babacan. Israel führe einen Krieg gegen die Palästinenser, während es gleichzeitig mit Syrien verhandele. Diese Politik sei eine große Enttäuschung für die Türkei. Babacan forderte eine sofortige Waffenruhe. (dpa/AP)