Islamismus: Muslime in der Pflicht
„Das hat mit dem Islam nichts zu tun“ – kaum ein Satz ist nach dem Terror von Paris in Talkshows häufiger geäußert worden. Vor allem von deutschen Teilnehmern, zum Beispiel Innenminister Thomas de Maizière. Widerspruch erhalten er und andere für diese These vor allem von Muslimen selber.
„Es ist das Ausweichen vor einer kritischen Auseinandersetzung mit den Teilen der islamischen Tradition, die längst überholt sind“, kritisiert zum Beispiel der Münsteraner Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide im „Focus“. Und „taz“-Kolumnist Deniz Yücsel hält den Satz für schlicht „Blödsinn“, schließlich sei der Islam „die Summe dessen, was diejenigen, die sich auf ihn berufen, daraus machen“.
Und das ist bei einem kleinen, aber nennenswerten Teil nichts anderes als Barbarei. Die aktuelle Karte rechts (in der Printausgabe der AZ) gibt einen Überblick – von der Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien und dem Irak über Al-Kaida bis zur Gruppe Boko Haram in Nigeria, die vor ein paar Tagen im Schatten der Pariser Ereignisse ganze Dörfer ausgelöscht hat, ohne dass die Weltöffentlichkeit groß Notiz davon genommen hätte.
Fakt ist, dass es aktuell vor allem Anhänger des Islams sind, die mit Gewalt gegen die Freiheit der Kunst vorgehen, Andersgläubige umbringen und Frauen unterdrücken – und sich dabei auf ihren Glauben, ihre heilige Schrift berufen.
Es waren nun einmal nicht beleidigte Christen, die die Redaktion von „Charlie Hebdo“ mit Kalaschnikow und Raketenwerfer gestürmt haben, obwohl ihr Gott genauso karikiert wurde.
Zur Wahrheit gehört auch, dass die mit Abstand meisten Opfer des Islamismus die Muslime selber zu beklagen haben.
Weiterhin den Eindruck zu erwecken, dies alles habe rein gar nichts mit dem Islam zu tun, beleidigt die Intelligenz von Lesern und Zuschauern. Schließlich käme auch niemand auf die Idee, über Inquisition, Kreuzzüge und Hexenverbrennungen zu behaupten, sie hätten mit dem Christentum nichts zu tun gehabt. Ganz zu schweigen von der bis heute verantwortungslosen Verhütungsverhinderungspolitik der katholischen Kirche in Afrika.
Die deutschlandweiten Proteste gegen Fremdenhass zeigen, dass die Menschen sehr wohl den Unterschied zwischen friedlichen und fanatischen Muslimen wahrnehmen. Ein erfreuliches Signal. Aber auch ein Auftrag an Millionen moderate Gläubige, vor allem ihre geistlichen Führer, aus der Deckung zu treten und zu erklären, wie mit den gewaltverherrlichenden Stellen im Koran umzugehen ist. In den Talkshows, aber vor allem in den Moscheen.
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