Ischinger wird neuer Leiter der Sicherheitskonferenz

MÜNCHEN - Der deutsche Botschafter in Großbritannien und ehemalige Außenamts-Staatssekretär Wolfgang Ischinger (61) soll neuer Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz werden.
Das teilte Horst Teltschik am Sonntag zum Abschluss der Sicherheitskonferenz in München mit. Der Diplomat tritt mit der 45. Konferenz 2009 die Nachfolge Teltschiks an, der nach zehn Jahren die Leitung der Konferenz abgibt.
Ischinger bezeichnete es in München als Ehre und Herausforderung, die Konferenz künftig zu planen und zu leiten. Verteidigungsminister Franz Josef Jung würdigte Ischinger als ausgewiesenen Fachmann und exzellenten Kenner der internationalen Sicherheitspolitik. «Mit ihm ist auch in Zukunft gewährleistet, dass von München wichtige Impulse für den strategischen Dialog und den intensiven Austausch zwischen den Außen- und Verteidigungspolitikern auf der ganzen Welt ausgehen.» Teltschik hatte die Leitung der 1962 als «Wehrkundetagung» begründeten Konferenz 1999 von deren Gründer Ewald von Kleist übernommen.
Der gebürtige Schwabe Ischinger verfügt international über gute Kontakte und war bei Konflikten wiederholt als Vermittler im Einsatz. So war er zusammen mit dem US-Diplomaten Richard Holbrooke maßgeblich am Zustandekommen des Dayton-Abkommens zur Beendigung des Krieges in Bosnien-Herzegowina sowie später am Balkan-Stabilitätspakt beteiligt. 2007 ernannte der EU-Außenbeauftragte Javier Solana Ischinger neben seinem Botschafteramt in London zum Kosovo-Beauftragten der EU.
Portrait: Diplomat für komplizierte Fälle
Der studierte Jurist und Völkerrechtler leitete vor seiner Zeit als Botschafter und der Berufung zum Staatssekretär 1998 durch den ehemaligen Außenminister Joschka Fischer (Grüne) über drei Jahre lang die Politische Abteilung des Auswärtigen Amtes. In dieser Eigenschaft gehörte er zum Kreis der Politischen Direktoren, die für ihre Minister alle wichtigen Entscheidungen vorbereiten - sei es in der EU, der NATO oder in der Sechs-Mächte-Kontaktgruppe für den Balkan. Ischinger war zusammen mit dem US-Diplomaten Richard Holbrooke maßgeblich am Zustandekommen des Dayton-Abkommens zur Beendigung des Krieges in Bosnien-Herzegowina sowie später auch am Balkan-Stabilitätspakt beteiligt. 2007 ernannte der EU-Außenbeauftragte Javier Solana Ischinger zum Kosovo-Beauftragten der EU.
Ischinger hatte in Bonn, Genf und an zwei US-amerikanischen Universitäten studiert, ehe er 1973 seinen ersten diplomatischen Job übernahm - im Kabinett des damaligen UN-Generalsekretärs Kurt Waldheim. Zwei Jahre später trat er in den Auswärtigen Dienst der Bundesrepublik ein. Stationen seiner Karriere waren unter anderem die deutsche Botschaft in Washington und der Leitungsstab des Auswärtigen Amtes. 2001 wechselte er aus dem Amt des Staatssekretärs als Botschafter Deutschlands nach Washington, ausgerechnet am Tag der Terroranschläge auf die USA. Ischinger vertrat Deutschland damit in den schwierigen Zeiten der Abkühlung des deutsch-amerikanischen Verhältnisses. Er wurde 2005 turnusgemäß abgelöst und ging als Botschafter nach London. (dpa)