"Irrer vom Bosporus": Sonneborns Rede im EU-Parlament

Brüssel – Martin Sonneborn meldet sich in seiner Funktion als Mitglied des Kulturausschusses zu Wort. Er bezieht Stellung zu einem weiteren Versuch der Türkei, in der EU die Meinungsfreiheit einzuschränken. Oder um es mit Sonneborns Worten zu sagen: "Der 'Irre vom Bosporus' wie wir den Irren vom Bosporus, Erdogan, im EU-Parlament liebevoll nennen, hat wieder zugeschlagen."
In dem konkreten Fall hat die Türkei auf EU-Ebene gegen das Konzertprojekt "Aghet" der Dresdner Sinfoniker zum Genozid an den Armeniern vor 101 Jahren interveniert. Der türkische EU-Botschafter verlangte, dass die Europäische Union die finanzielle Förderung für die internationale Produktion einstellen soll.
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Sonneborn: "Kenne mich mit Völkermord aus"
Die Türkei wehrt sich seit Jahren vehement dagegen, die Massaker an den Armeniern als Genozid zu kategorisieren. Satiriker Sonneborn schlägt deshalb einen kuriosen Kompromiss vor: "Ich empfehle den Dresdner Symphonikern dringend das Wort 'Genozid' zu streichen – und durch den Begriff 'Völkermord' zu ersetzen."
Weshalb er qualifiziert sei, eine solche Empfehlung auszusprechen, macht Sonneborn auch gleich klar: "Ich bin Deutscher und mit Völkermord kennen wir uns aus."
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Und weiter: "Allerdings konstatiere ich mit einer gewissen Verblüffung, dass uns die Türkei hier allmählich den Rang abläuft. Deshalb möchte ich die türkische Regierung warnen, den hundertjährigen Rhythmus, in dem sie offensichtlich Genozide zu begehen gedenkt, derzeit genügt ein Blick auf die Lage der Kurden, nicht zu beschleunigen."
Dass er bei solchen Äußerungen wohl nicht auf allzu viel Sympathie aus dem türkischen Präsidentenpalast hoffen kann, scheint Sonneborn bewusst zu sein. Er stellt zum Ende seiner kurzen Rede klar: "Nichts für ungut. Derzeit keine Türkei-Urlaube geplant."