Irreparabel
Anja Timmermann, AZ-Redakteurin über die Krise der FDP
München - Es war Umweltminister Röttgen, der schon im Sommer über Westerwelle gesagt hatte, dieser sei „irreparabel beschädigt“. Daran hat sich nichts geändert, im Gegenteil. Mit Westerwelle wird sich die FDP nicht mehr erholen.
Da hilft auch der Tipp von Kubicki, Westerwelle möge sich neu erfinden, nichts mehr. Sein Image als Hotelspezl-Beglücker, Steuersenkungs-Fetischist bar jeder Realitätswahrnehmung, Hartz-IV-Fresser und Staatsmann-Azubi, dessen Unbeholfenheit in etwa so groß ist wie seine Selbstverliebtheit, hat sich zu tief eingegraben.
Es wäre eine billige Lüge, das Wahldesaster jetzt auf das ferne Japan zu schieben. Die Erosion hat viel früher eingesetzt; siehe auch der Machtkampf vor Dreikönig, wo sich Westerwelle nur mühsam im Amt halten konnte. Nicht an den Umfragen lasse er sich messen, nur am Wählervotum, hatte er damals verkündet.
Jetzt hat er das Wählervotum auch noch, und es ist eindeutig. Eines der Problem ist auch, dass die Doppelrolle Außenminister und Parteichef von Anfang an ein Fehlkonstrukt war. Es reicht halt nicht als Qualifikation, dass man auch mal so gute Umfragewerte wie Genscher haben will.
Zuletzt zu besichtigen in Sachen Libyen-Konflikt, als Westerwelle dachte, die Friedensfürst-Masche sei eine gute Idee. Fast putzig die Debatte nun in der FDP, ob er besser als Parteichef oder Außenminister zurücktreten sollte. Aus Bürgersicht gerne letzteres: Dann würde er uns wenigstens nicht mehr im Ausland vertreten.
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