Iran und Irak freunden sich vorsichtig an

Ein stabiler Irak werde der gesamten Region nützen, hat der iranische Präsident Ahmadinedschad seinem irakischen Amtskollegen Talabani gesagt. Es war das erste Treffen der verfeindeten Ländern seit Jahrzehnten.
von  Abendzeitung
Trafen sich zum ersten Mal: Ahmadinedschad und Talabani
Trafen sich zum ersten Mal: Ahmadinedschad und Talabani © dpa

Ein stabiler Irak werde der gesamten Region nützen, hat der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad seinem irakischen Amtskollegen Talabani gesagt. Es war das erste Treffen der verfeindeten Ländern seit Jahrzehnten.

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat bei einem historischen Besuch im lange Jahre verfeindeten Irak ein neues Kapitel freundschaftlicher Beziehungen zwischen beiden Ländern in Aussicht gestellt. Teheran und Bagdad wollten ihre Beziehungen so weit wie möglich verbessern, sagte Mahmud Ahmadinedschad auf einer Pressekonferenz mit seinem irakischen Kollegen Dschalal Talabani am Sonntag. Er ist der erste iranische Staatschef, der das Nachbarland besucht.

Ein stabiler und souveräner Irak werde der gesamten Region nützen, erklärte Mahmud Ahmadinedschad. Bereits am Samstag hatte er Vorwürfe zurückgewiesen, sein Land schüre die Unruhen im Irak. Teheran habe es nicht nötig, sich im Irak einzumischen, wurde er von der Nachrichtenagentur Irna zitiert. Die USA haben Teheran wiederholt vorgeworfen, schiitische Extremisten im Irak zu unterstützen. Die Gespräche zwischen Washington und Teheran über den Irak hätten zu einer Verbesserung der Sicherheitslage in dem Land beigetragen, erklärte Mahmud Ahmadinedschad am Samstag weiter. «Die Gespräche haben sehr dabei geholfen, die Lage im Irak zu stabilisieren», sagte er zu irakischen Journalisten in Teheran.

Umstrittener Wasserweg nicht besprochen

Vertreter des Irans und der USA haben seit Mai vergangenen Jahres in drei Gesprächsrunden die Sicherheitslage im Irak erörtert. Talabani erklärte, er habe mit Mahmud Ahmadinedschad über Themen aus Wirtschaft, Politik, Sicherheit und über das Ölgeschäft gesprochen. Beide wollten mehrere Abkommen unterzeichnen. Der zwischen beiden Ländern umstrittene Wasserweg Schatt el Arab sei jedoch nicht zur Sprache gekommen. Mahmud Ahmadinedschad traf außerdem mit dem irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki zusammen. Er sollte nach Angaben des iranischen Außenministers Hoschjar Sebari am Montagmorgen wieder abreisen.

Hauptthema: Kredit

Die Teheraner Regierung stellte dem Irak auch eine Milliarde Dollar an Krediten für Infrastrukturprojekte bereit. Der Kredit sei eines der Hauptthemen bei seinen Gesprächen mit irakischen Regierungsvertretern in Bagdad gewesen und stehe für Projekte bereit, die von iranischen Firmen mit iranischer Ausrüstung ausgeführt würden, sagte der stellvertretende Außenminister Ali Resa Scheich Attar laut Irna am späten Freitagabend. Der Irak und der Iran sind seit Jahrzehnten verfeindet und kämpften noch vor zwanzig Jahren einen blutigen Krieg gegeneinander. Der sogenannte erste Golfkrieg dauerte von 1980 bis 1988 und kostete Schätzungen zufolge eine Million Menschen das Leben. Saddam Hussein hatte den Krieg angezettelt, weil er die Kontrolle über die Ölreserven im Südiran bekommen wollte. Seit dem Sturz Husseins 2003 haben sich die Beziehungen der ehemaligen Erzfeinde verbessert. Die Bevölkerung des Irans ist mehrheitlich schiitischen Glaubens. Im Irak gibt es rund 60 Prozent Schiiten, die unter dem Regime Husseins von der sunnitischen Minderheit unterdrückt wurden. (AP)

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