Iran-Deal: Wirtschaft wittert Chancen

Das Ende der Sanktionen soll das Land wieder weltweit ökonomisch vernetzen. Die AZ zeigt, wie und welche deutsche Firmen das für sich nutzen wollen.
oz/dpa |
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München - Diesem Moment haben viele Menschen im Iran, aber auch deutsche Unternehmen lange entgegengefiebert: Nach einem Jahrzehnt der Abschottung wegen der Atom-Sanktionen darf Teheran wieder weltweiten Handel treiben und seine Wirtschaft öffnen (AZ berichtete).

Welche Folgen hat der Deal für Deutschland?

Nach dem Fall der Wirtschaftssanktionen soll Iran deutschen Unternehmen neue Geschäftschancen bringen. Er sehe jetzt „die Möglichkeit, ein neues Kapitel in den Wirtschaftsbeziehungen beider Länder aufzuschlagen“, sagt Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD).

Ist Iran ein so wichtiger Absatzmarkt?

Ja, vor allem für die Autoindustrie und die Maschinenbauer. Diese beiden Wirtschaftszweige mussten mit dem Beginn der Sanktionen Einbußen in Milliardenhöhe hinnehmen. In den 1970er-Jahren lag Iran laut DIHK für die deutsche Wirtschaft als zweitwichtigster Exportmarkt außerhalb Europas hinter den USA. Dann schrumpfte die Bedeutung stetig: Aktuell ist Iran nur noch auf Rang 50 der deutschen Handelspartner.

Wie rasch lässt sich der Riesenmarkt zum Nutzen beider Seiten erschließen?

Das dürfte noch etwas dauern. Eines ist klar: Der Nachholbedarf Irans ist enorm. Das grüne Licht der Atomenergiebehörde IAEA vom Samstagabend in Wien öffnet eine Ökonomie mit 80 Millionen Menschen. Die Startchancen für Deutschland gelten dabei als gut. Schon im vorigen Sommer war Minister Gabriel als einer der ersten westlichen Politiker zu Besuch in Teheran – begleitet von einer Unternehmer-Delegation.

Welche Wirtschaftszweige haben sich nun in Stellung gebracht?

Besonders die Maschinenbauer. „Es gilt, die Chancen im Iran zu nutzen“, sagt der Geschäftsführer des Branchenverbands VDMA, Thilo Brodtmann. Mitmischen wollen zudem Autohersteller wie Volkswagen, Audi, BMW oder Daimler, die sich offiziell noch bedeckt zu ihren Iran-Plänen halten. Auch die Logistikbranche hat großes Interesse. „Es gibt so etwas wie Goldgräberstimmung“, sagt Schenker-Manager Michael Dietmar.

Hat das Ende der Sanktionen auch Einfluss auf den Ölpreis?

Ja. Laut Experten gibt es für den Preis des „schwarzen Goldes“ nur eine Richtung: weiter nach unten. Denn ohne die Sanktionen wird Iran wieder viele Güter einführen und auch Rohöl wieder frei auf dem Weltmarkt verkaufen können. Das Angebot steigt – die Welt schwimmt aber bereits in Öl. Je Tag produziert die Opec rund eine Million Barrel mehr als die Konzerne und Länder nachfragen. Das ist in einem Preiskampf begründet, mit dem hauptsächlich Saudi-Arabien seine Marktanteile verteidigen will. Aktuell kostet ein Barrel der Nordseemarke Brent rund 29 US-Dollar. Experten vermuten, dass der Ölpreis in diesem Jahr „bei einer vollständigen Rückkehr des Irans auf den Weltmarkt“ um bis zu zehn Dollar je Barrel sinken könnte.

Wird somit auch Benzin billiger?

Könnte sein – generell aber profitiert der Verbraucher nur gering von dem Preisverfall, weil die Mineralölkonzerne die Preise nur zögerlich weitergeben. Zudem kann der Preisrückgang beim Benzin rechnerisch nicht so hoch sein wie beim Öl, weil etwa 70 Prozent des Preises aus Steuern bestehen. Maximal möglich wäre demnach ein Preisrückgang beim Benzin von rund zehn Cent pro Liter.

Wie reagiert Bayerns Wirtschaft?

un große Möglichkeiten. „Durch die Aufhebung der Sanktionen kann Bayern dauerhaft in einen intensiven wirtschaftlichen Austausch mit dem Iran treten“, sagt vbw-Geschäftsführer Bertram Brossardt. „Unser Angebotsportfolio passt genau auf die Nachfrage vor Ort. Die vbw steht in den Startlöchern.“ Nach Jahren politischer Spannungen und rückläufiger Exporte will Brossardt nun die Aufbruchsstimmung im Iran nutzen, um an frühere Erfolge anzuknüpfen. „Unsere Firmen können den iranischen Nachholbedarf bei Investitionen bestens bedienen“, sagt Brossardt. Als Beispiele nennt er den Maschinen- und Anlagenbau, unter anderem für die Petrochemie, oder die Informationstechnologie.

 

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