Iraks Regierung verbucht Etappensieg

Ob der Rückzugsbefehl von Schiitenführer Al-Sadr einen dauernden Waffenstillstand einleitet oder nur Lippenbekenntnis ist, muss sich zeigen. Für Iraks Ministerpräsident al-Maliki steht in jedem Fall viel auf dem Spiel.
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Al-Maliki hat in Al-Sadr einen erbitterten Gegner
dpa Al-Maliki hat in Al-Sadr einen erbitterten Gegner

Ob der Rückzugsbefehl von Schiitenführer Al-Sadr einen dauernden Waffenstillstand einleitet oder nur Lippenbekenntnis ist, muss sich zeigen. Für Iraks Ministerpräsident al-Maliki steht in jedem Fall viel auf dem Spiel.

Der irakische Regierungschef Nuri al-Maliki hat den Rückzugsbefehl des radikalen Schiiten-Predigers Muktada al-Sadr als «Schritt in die richtige Richtung» begrüßt. Dies werde hoffentlich helfen, die Lage zu stabilisieren, hieß es in einer am Sonntagabend veröffentlichten Erklärung al-Malikis. Für die Stadt Basra hofft die Regierung mit einem baldigen Ende der Kämpfe. Ein Großteil der Stadt sei unter Kontrolle, sagte ein Berater al-Malikis am Montag. Der Militäreinsatz werde noch in dieser Woche beendet.

Ungeachtet dieser Ereignisse haben Aufständische am Montag die sogenannte Grüne Zone von Bagdad mit Mörsern angegriffen. Augenzeugen sagten, das streng abgeriegelte Gebiet, in dem unter anderem die US-Botschaft und das Parlament liegen, sei von zahlreichen Mörsergranaten getroffen worden. Zudem hatte die Regierung am Sonntag auch angekündigt, dass die Offensive zur Wiederherstellung der Sicherheit in einigen Gebieten weitergehen werde. Allerdings richteten sich die Operationen der Regierungstruppen in Basra nicht gegen politische oder religiöse Gruppen, auch nicht gegen den Al-Sadr-Block.

Trügerische Ruhe in Bagdad

Al-Sadr hatte nach tagelangen blutigen Zusammenstößen mit Sicherheitskräften seinen Milizionäre den Rückzug befohlen. In Bagdad kehrte nach der Ankündigung Al-Sadrs am Sonntag wieder relative Ruhe ein. Auch die Ausgangssperre für Bagdad ist seit Montagmorgen weitgehend aufgehoben. Allerdings würden die Einschränkungen in zwei mehrheitlich von Schiiten bewohnten Stadtteilen sowie in Sadr- City nur teilweise zurückgenommen. Dort dürften sich vorerst nur Fußgänger auf die Straße begeben.

Ob das Angebot Al Sadrs tatsächlich als Sieg der Regierungstruppen zu werten ist, müssen die kommenden Tage zeigen. Immerhin haben es auch die US-Truppen in den heftigen Kämpfen des Jahres 2004 nicht geschafft, die Mahdi-Miliz zu zerschlagen. Die Organisation hat sich danach neu gruppiert und soll nun rund 60.000 Kämpfer in ihren Reihen haben. Und es wird vermutet, dass sie vom Iran mit modernen Waffen versorgt wird.

Sadristen haben Einfluss in Ölindustrie

Die «Sadristen», wie die Bewegung der radikalen Schiiten genannt wird, haben sich in der Ölindustrie in Basra einen dominierenden Einfluss verschafft. Gegen Scharfmacher in den eigenen Reihen hielt Al Sadr im vergangenen Jahr an einem einseitig ausgerufenen Waffenstillstand fest - auch wenn bei wiederholten Razzien mehr als 2.000 Mahdi-Kämpfer verhaftet wurden, wie der Al Sadr nahestehende Abgeordnete Saleh al Aukaeili sagt. Der Konflikt mit Al Sadr beeinflusst die Regierungspolitik schon lange. Die Sadristen stellen 30 Abgeordnete im Parlament und stehen in erbitterter Opposition zur größten schiitischen Partei, dem Obersten Rat für die Islamische Revolution im Irak (SCIRI), der die wichtigste Stütze für die Regierung Al-Maliki ist.

Verluste für Al-Sadr in Bagdad

Al-Sadr hatte erst im Februar seine im vergangen Jahr zunächst für sechs Monate verkündete Waffenruhe verlängert. Regierungschef Nuri al-Maliki, der einer anderen Schiiten-Partei angehört, hatte trotzdem eine Offensive gegen die Sadr-Kämpfer in der südlichen Öl- Stadt Basra begonnen. Die Kämpfe hatten sich schnell auf weitere Städte ausgeweitet und auch im Schiiten-Viertel der Hauptstadt Bagdad war es zu heftigen Zusammenstößen gekommen. Die US-Truppen hatten in den vergangenen Tagen nach eigenen Angaben Dutzende Kämpfer der Al-Sadr-Miliz in Bagdad getötet. Das Militärkommando teilte am Sonntag mit, alleine am Freitag und Samstag seien 43 «Terroristen» und «kriminelle Kämpfer» durch US-Soldaten ums Leben gekommen. In der südirakischen Stadt Basra habe eine irakische Spezialeinheit am Samstag 22 Milizionäre getötet. (dpa/AP)

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