Irak verlangt von Türkei sofortigen Rückzug

Sechs Tage nach dem Einmarsch der Türkei im Nordirak hat die Führung in Bagdad die Militäroffensive scharf verurteilt. Unterdessen liefern sich PKK-Rebellen und türkische Armee schwere Gefechte in der Grenzregion.
von  Abendzeitung
Türkische Soldaten im Nordirak
Türkische Soldaten im Nordirak © dpa

Sechs Tage nach dem Einmarsch der Türkei im Nordirak hat die Führung in Bagdad die Militäroffensive scharf verurteilt. Unterdessen liefern sich PKK-Rebellen und türkische Armee schwere Gefechte in der Grenzregion.

Die irakische Regierung hat die Bodenoffensive der türkischen Armee im Norden des Landes gegen Rebellen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK in ungewohnt scharfer Form kritisiert. Die Militäroperation sei ein Verstoß gengen die Souveranität des Irak, sagte Regierungssprecher Ali al Dabbagh am Dienstag in Bagdad. Er forderte den sofortigen Rückzug der Soldaten. Nur wenige Stunden zuvor hatte die kurdische Autonomieregierung im Nordirak den Einmarsch angeprangert und eine Erklärung Bagdads verlangt.

Am Mittwoch werde ein Gesandter aus Ankara in Bagdad erwartet, sagte Ali al Dabbagh. Er warnte die Türkei, nicht allein auf militärische Mittel zu setzen. Die gewaltsame Auseinandersetzung könne leicht eskalieren, sobald Zivilpersonen oder Infrastruktur unter Beschuss gerieten. Dies würde vermutlich die kurdischen Milizen des Nordiraks, die sogenannten Peschmerga, mit in den Konflikt ziehen. Vor einer solchen Eskalation hatte bereits der Führer der kurdischen Regionalverwaltung, Massud Barsani, am vergangenen Wochenende gewarnt. Wenn Unschuldige verletzt würden, müsse die Türkei mit breit angelegtem Widerstand rechnen, sagte er.

Schwere Artilleriefeuer

Unterdessen weitet die Türkei ihre Militäroffensive gegen die PKK-Rebellen weiter aus. Bewohner berichteten von Luftangriffen und schwerem Artilleriefeuer im irakisch-türkischen Grenzgebiet. Dabei kam es besonders in der Hakurk-Region im Dreiländereck Irak - Türkei - Iran zu schweren Kämpfen.

Laut kurdischer Streitkräfte versuchen türkische Bodentruppen und Luftwaffe seit Sonntagabend ohne Pause, den Stützpunkt Sak zu erobern. Das Lager in einem Tal rund sechs Kilometer von der türkischen Grenze entfernt dient den Aufständischen als wichtige Durchgangsstation auf dem Weg in die Türkei, um dort Anschläge zu verüben.

Mindestens 170 Tote

Die türkische Armee war am vergangenen Donnerstag in den Nordirak einmarschiert, um PKK-Stützpunkte zu vernichten. Türkischen Medien zufolge sollen bislang 40 von 250 PKK-Stellungen zerstört worden sein. Bisher kamen bei der Militäroperation türkischen Angaben zufolge 153 Rebellen und 17 Soldaten ums Leben. Die Armee sei inzwischen bis zu rund 25 Kilometer tief in die Region eingedrungen. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan verteidigte die Militäroffensive unterdessen vor Abgeordneten in Ankara als Ausübung des Rechts auf Selbstverteidigung. Die Truppen würden nicht abgezogen, vielmehr müsse der Einsatz so lange dauern, «bis das Ziel erreicht wurde». Die Streitkräfte würden bei ihrem Vormarsch alle Terroristen unschädlich machen, sagte Erdogan. «Die Stellungen werden so zerstört, dass sie nicht repariert oder wiederbenutzt werden können.» Nach Angaben der Streitkräfte wurden seit dem Einmarsch am Donnerstag 17 Soldaten und 153 Rebellen getötet.

USA fordert politische Maßnahmen

Die Türkei betrachtet den Nordirak als Rückzugsgebiet der PKK-Kämpfer und als Basis für Angriffe gegen das Land am Bosporus. Die PKK wird von der Türkei, aber auch von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft. Die USA verurteilten die Militäroperation zwar nicht direkt, appellierten aber an Ankara, die Probleme mit den kurdischen Separatisten mit politischen Maßnahmen zu lösen. (nz)

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