Indonesiens Ex-Präsident tot
Der frühere indonesische Machthaber Suharto ist gestorben. Er regierte das Land mehr als drei Jahrzehnte. In Indonesien ist unterdessen schon eine Debatte um sein Vermächtnis entbrannt.
Indonesiens Ex-Präsident Suharto ist am Sonntag nach langer Krankheit gestorben. Viele Menschen in dem Land verehrten den 86-Jährigen als Vaterfigur und Modernisierer. Andere verachteten ihn als Menschenrechtsverletzer und korrupter Diktator, der Milliarden beiseite schaffte.
Suharto hatte das Land 32 Jahre mit eiserner Hand regiert. Massenproteste zwangen ihn 1998 zum Rücktritt. Prozessen entzog er sich zehn Jahre lang erfolgreich unter Verweis auf seine Gesundheit. Präsident Susilo Bambang Yudhoyono verkündete die Todesnachricht in Rundfunk und Fernsehen. Er sprach der Familie in ihrer Residenz in Jakarta persönlich sein Beileid aus und ordnete eine Woche Staatstrauer an. «Vater Suharto hat dieser Nation große Dienste erwiesen», sagte der Präsident.
«Es darf kein Pardon geben»
Vor Suhartos Residenz versammelten sich Tausende von Trauergästen. «Wenn er Schwächen gehabt haben sollte, bitten wir darum, ihm zu vergeben», sagte Suhartos älteste Tochter unter Tränen. Suharto soll im Familiengrab in Solo 650 Kilometer südöstlich von Jakarta beigesetzt werden. Während der frühere Präsident seit Anfang Januar in einem Krankenhaus in Jakarta mit dem Tod rang, begann in dem 240-Millionen-Volk schon eine Debatte um sein Vermächtnis. Zahlreiche Politiker pilgerten an das Krankenbett Suhartos, um ihm eine letzte Ehre zu erweisen. Familie und politische Weggefährten forderten das Ende aller Anklagen und Vorwürfe. Kritiker, die jahrelang in den Gefängnissen gelitten haben, und Angehörige von Ermordeten verlangten dagegen Vergeltung. «Es darf kein Pardon geben», sagte der Organisator eines Studentenprotests in Solo vergangene Woche.
Erfolgreiche Wirtschaftpolitik unter Suharto
Die Säuberungen auf Suhartos Geheiß, denen in den 60er Jahren Hunderttausende von angeblichen Kommunisten und chinesischstämmigen Indonesiern zum Opfer fielen, hat kein Menschenrechtstribunal je untersucht. Die Grausamkeiten in der Unruheprovinz Aceh im Norden Sumatras und in Ost-Timor, das Suharto nach dem Abzug der Portugiesen 1975 unter internationalem Protest annektierte, blieben ebenfalls ungesühnt. Der General hat in seiner Amtszeit erfolgreich die Wirtschaft angekurbelt. Die Zahl der Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, sank von 60 auf 15 Prozent Mitte der 90er Jahre. Doch gehörte Suharto nach Überzeugung der Organisation «Transparency International» zu den korruptesten Potentaten der Welt. Die Familie soll bis zu 35 Milliarden US-Dollar in die eigenen Taschen geschafft haben. Nach dem Scheitern aller Strafverfahren läuft zurzeit noch eine Zivilklage des Staates gegen Suharto auf Zahlung von 1,4 Milliarden Dollar. Das Land wurde nach Suhartos Abgang völlig umgekrempelt. Der Übergang zur Demokratie geschah ohne größere Umwälzungen. Das Land hat heute eine der freiesten Gesellschaften Südostasiens. Korruption ist aber weiterhin eines der größten Probleme Indonesiens. (dpa)
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