In Moskau sorgt Seehofer für Eifersuchtsszenen
moskau - Horst Seehofer reißt gerne Witze. Sie sind sein schärftes Machtmittel. Damit testet er den Ernstfall. Und wenn keiner lacht, macht er sich über die andern lustig. „Liabe Leut’”, pflegt er dann zu sagen: „Das war doch nur ein Scherz.” Ein solcher löst gleich am ersten Tag seiner Russlandreise handfeste Eifersuchtsszenen mit der FDP aus. Nach dem Niedergang der Liberalen bandelt Seehofer in Moskau mit Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause an und stellt sie gleich als seine „potenzielle Koalitionspartnerin” vor.
Im Moskauer Restaurant „Weiße Sonne der Wüste” kamen sich der CSU-Chef und die rot gelockte Grüne beim orientalischen Abendessen am Sonntagabend ganz nah. Vielleicht hat es beim Bauchtanz gefunkt? Zumindest scheinen die kreisenden Hüften der Tänzerinnen Seehofer inspiriert zu haben. Denn daheim in Deutschland drohen gerade die Bürger die schwarz-gelbe Koalition in die Wüste zu schicken.
Am Montagmittag in der Residenz des deutschen Botschafters zündelte er mit seinem schwarz-grünen Flirt: „Sie hat’s nicht dementiert, ich will’s auch nicht machen.” Daheim in Bayern schäumt FDP-Generalin Miriam Gruß: „Der Wendehals macht seinem Namen mal wieder alle Ehre.” Im Herbst habe er die Grünen noch als „politische Versager” tituliert. Seehofer lasse auf allen Ebenen „Gradlinigkeit und Verlässlichkeit vermissen”. „Konstant ist er nur in seiner Wandlungsfähigkeit.”
Margarete Bause entlocken Seehofers Späßchen nicht mal ein müdes Lächeln. „Das ist sein übliches Geplänkel. Das überdauert nur wenige Stunden”, sagt sie. „Er versucht, die FDP, die ohnehin am Boden liegt, noch einmal einzudrücken.” Sie hält Seehofer am ausgestreckten Arm. Dabei träumt sie auch in Bayern von baden-württembergischen Verhältnissen. Bause: „Da bräuchte die CSU uns, aber wir nicht die CSU.” Und das war kein Witz.