In Kabul wächst die Wut über tote Zivilisten

In Afghanistan sorgen zivile Opfer bei Angriffen der Koalitionstruppen zunehmend für Unmut. Jetzt dürften die Wogen wieder höher schlagen: Die Koalition hat nach eigenen Angaben 30 Aufständische getötet - die afghanische Regierung beklagt dagegen den Tod von 76 Zivilisten.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Französische Soldaten der Nato-geführten internationalen Afghanistan-Schutztruppe Isaf
dpa Französische Soldaten der Nato-geführten internationalen Afghanistan-Schutztruppe Isaf

In Afghanistan sorgen zivile Opfer bei Angriffen der Koalitionstruppen zunehmend für Unmut. Jetzt dürften die Wogen wieder höher schlagen: Die Koalition hat nach eigenen Angaben 30 Aufständische getötet - die afghanische Regierung beklagt dagegen den Tod von 76 Zivilisten.

Bei einem Luftangriff der US-geführten Koalition sind am Freitag nach Angaben des afghanischen Innenministeriums insgesamt 76 Zivilisten getötet worden, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. Der Angriff soll sich in einem Dorf im Distrikt Shindand in der westlichen Provinz Herat ereignet haben. Das Innenministerium habe zehn Experten aus Kabul in die Region entsandt, um den Vorfall zu untersuchen.

Die US-geführten Koalitionstruppen hatten in einer zuvor verbreiteten Mitteilung erklärt, US-Soldaten und afghanische Truppen hätten bei Gefechten in der Region Shindand 30 Aufständische getötet, darunter einen Kommandeur der radikalislamischen Taliban. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Zahir Azimi, bestätigte am Freitag den Vorfall. Er sprach von fünf getöteten Zivilisten. Nach Angaben des Kabuler Innenministeriums kamen dagegen sieben Männer, 19 Frauen sowie 50 Kinder um. Außerdem seien mehrere Menschen verletzt worden und befänden sich in einem kritischen Zustand, hieß es. Zivile Opfer bei Operationen ausländischer Militärs in Afghanistan sorgen für zunehmenden Unmut in der Bevölkerung. Die Regierung von Präsident Hamid Karsai und die Vereinten Nationen haben die internationalen Truppen bereits mehrfach zu größerer Vorsicht aufgerufen. Erst Mitte Juli waren bei einem US-Luftangriff auf eine Hochzeitsgesellschaft in der ostafghanischen Provinz Nangarhar 47 Zivilisten getötet worden, darunter 39 Frauen und Kinder.

Angriffe auf Isaf-Soldaten

Unterdessen starben bei einem Bombenanschlag in der südlichen Unruheprovinz Kandahar drei kanadische Soldaten der Internationalen Schutztruppe Isaf. Wie afghanische Medien unter Berufung auf das kanadische Militär am Freitag berichteten, wurde ein weiterer Soldat bei der Explosion des am Straßenrand versteckten Sprengsatzes verletzt. Die Nato-geführte Isaf in Kabul bestätigte den Vorfall, der sich bereits am Mittwoch ereignete. Kanada hat etwa 2500 Soldaten in Afghanistan stationiert. Nördlich von Kabul wurden am Freitag zudem drei italienische Isaf-Soldaten durch eine Bombe verletzt. Ihre Verletzungen seien nicht schwerwiegend, berichteten italienische Medien unter Berufung auf Militärkreise in Kabul. Der Sprengsatz sei explodiert, als ein italienischer Trupp Begleitschutz leistete. Seit Jahresbeginn sind in Afghanistan mehr als 180 ausländische Soldaten ums Leben gekommen. Erst am Mittwoch waren in der Provinz Ghasni drei polnische Isaf-Soldaten bei einer Minenexplosion getötet worden. Zu Wochenbeginn starben zehn Franzosen bei Kämpfen außerhalb von Kabul. Insgesamt wurden bei Kämpfen und Anschlägen bislang mehr als 3000 Menschen getötet, darunter etwa 1000 Zivilisten. (dpa)

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.