In dubio pro Seehofer?

Georg Thanscheidt, der Vize-Chefredakteur der AZ, über Udes Chancen bei der Landtagswahl  
von  Georg Thanscheidt
Amtsinhaber Horst Seehofer macht es dem Herausforderer Christian Ude nicht gerade einfach.
Amtsinhaber Horst Seehofer macht es dem Herausforderer Christian Ude nicht gerade einfach. © Sebastian Kahnert, dpa; Lukas Barth, dapd;

Georg Thanscheidt, der Vize-Chefredakteur der AZ, über Udes Chancen bei der Landtagswahl

Das wird ein schwieriger Wahlkampf für Christian Ude. Nicht nur, dass er in der Wählergunst weit - man könnte sogar sagen: abgeschlagen – hinter Amtsinhaber Horst Seehofer liegt. Hinzu kommt, dass der CSU-Chef ihn geschickt viele seiner Themen beraubt. Wie weiland Preußen-König Friedrich Wilhelm IV. hat sich der Bayern-Regent an die Spitze der Bewegung gesetzt, mit dem einzigen Ziel, diese abzubrechen, bevor sie die Regierungszentrale erreicht. Und das bisher mit einem ähnlichen Erfolg wie der Berliner König, der 1848 so die Revolutionäre austrickste.

Mochte es vor einem Jahr für Bayerns Eltern oder Studenten noch landespolitische Gründe gegeben haben, der SPD im kommenden September ihre Stimme zu geben, ist dies nun nicht mehr der Fall: Die Studiengebühr will Seehofer kippen, das achtjährige Gymnasium existiert nur noch auf dem Papier.

Anlass genug, Seehofer als Plagiator zu bezeichnen. Und genau das tut Ude ja nun auch.

Das Problem: Seehofer ist es egal – und dem Wähler mutmaßlich auch. Denn im September wird kein Oscar und kein Doktorhut vergeben – für beides ist bekanntlich eine gewisse Originalität Grundvoraussetzung –, sondern es geht um politische Mehrheiten. Und da betreibt der Souverän keine Quellenforschung oder vergibt gar ein „ungenügend“, weil abgeschrieben wurde. Im Gegenteil: Ähnelt sich das Angebot in der politischen Auslage so stark, kann Ude im Herbst beim Wähler nicht punkten. Dann gilt: Im Zweifel für den Machthaber.

 

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